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BADEN bei Wien/ Operettensommer: DIE ZIRKUSPRINZESSIN

29.08.2014 | KRITIKEN, Operette/Musical

Badener Operettensommer:  „DIE  ZIRKUSPRINZESSIN“  –  28.8.2014

Leider wird dieses Meisterwerk von Emmerich Kálmán nur selten gespielt, was umso mehr zu bedauern ist, wenn man es in einer so hervorragenden Aufführung erleben kann, wie in der Badener Sommerarena.

Wolfgang Gratschmaier hatte Regie geführt, und man merkte in jedem Moment, dass er an das Werk glaubt, und es somit nicht mit verfremdenden Gags aufpfropft. Alles schnurrte so kurzweilig ab, dass es eine Freude war. Dazu gefielen die farbenprächtige Ausstattung von Ina Reuter und die großartige Choreografie von Michael Kropf. Dass Ballett und Chor voll in die Handlung integriert waren (und nicht quasi isoliert auf der Bühne agierten), war ein weiteres Positivum der Regie, demonstrierte aber auch das Können beider Kollektive.

Bei den Solisten war ein neuer erstklassiger Buffo zu entdecken und die Bekanntschaft mit einem originellen Komiker zu erneuern. Christoph Filler gab den Toni Schlumberger mit natürlich sympathischer Lockerheit sowie stimmlicher Selbstverständlichkeit. Und Michael A. Mohapp beherrschte als Pelikan den 3. Akt mit darstellerischen „Understatement“ und scheinbar beiläufigem Servieren zahlreicher Pointen. Der ukrainische Tenor Jevgenij Taruntsov krönte zwar das Auftrittslied des Mister X. mit einem strahlenden hohen C, lief jedoch erst ab dem 2. Akt zu voller Form auf. Erstaunlich war sein offenbar großes Verständnis für die Operette, denn seine Prosa wirkte ebenso hervorragend wie sein Auftreten. In den mageren Zeiten des weitgehenden Fehlens von echten Operettendiven verkörperte die Wiesbadenerin Nicola Becht eine recht gute Fedora Palinska. Sie gab wie ihr Tenor in dieser Aufführungsserie ein Rollendebüt, welches sie geschmackvoll und gesanglich sicher absolvierte. Die Geschmeidigkeit des stimmlichen Einsatzes hätte freilich größer sein können.

Peter Edelmann hatte als Sergius Wladimir mehr zu sprechen als zu singen, und tat dies gekonnt sowie mit persönlicher Ausstrahlung. Melanie Wurzer repräsentierte als Mabel Gibson das Soubrettenfach sehr gut, Dany Sigel überzeugte als Carla Schlumberger und auch die weiteren Solisten – u. a. Martin Fischerauer sowie Beppo Binder in jeweils 3 kleineren Rollen – waren sehr gut.

Oliver Ostermann dirigierte den Abend sicher, doch das Orchester  klang etwas robust und meistens zu laut.

Gerhard Ottinger

 

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