Baden-Baden: „DIE KLEINE MANON“ 16.04.2014
In Kooperation von Stipendiaten der Musikhochschulen Baden-Württembergs, der Akademie Musiktheater heute sowie Mitgliedern der Berliner Philharmoniker entstand das erfolgreiche Projekt „Die kleine Manon“ nach musikalischen Motiven von Giacomo Puccini und erlebte nun im Festspielhaus seine UA. Kurz zur Handlung: die kleine Manon liegt im Bettchen und träumt, wünscht sich wie alle Mädchen verschiedene Dinge ein Eis, einen Hund, dann den Prinzen und möchte gar Königin werden. Dank eines Zauberers gehen alle Wünsche in Erfüllung, doch nehmen allmählich die Verpflichtungen und Anstrengungen derart über Hand und die kleine Manon zieht sich komplett überfordert resigniert wieder in ihr Bettchen zurück.
Die Kurzstory wurde kindergerecht, leicht verständlich, sehr einfühlsam von Elena Tzavara und einem ausgezeichneten Damenteam in bester Form in Szene gesetzt, von Gabriel Venzago musikalisch korrepetiert. Bereits im Foyer durften die Kinder das Publikumslied einstudieren, wurden im Laufe der Handlung vom Zauberer zum Mitsingen, zaubern, klatschen animiert und somit kurzweilig aktiv in das Spiel mit einbezogen. Somit entstand ein großer Spaß mit ernstem, musikalischem Hintergrund, das Orchester spielte mit Hasenohren und der junge Dirigent legte zum allgemeinen Vergnügen eine zirkusreife Solonummer auf das Bühnenparkett. Gespannt, aufmerksam, diszipliniert lauschten die Kleinen den musikalischen Komponenten und die „Großen“ ….
Unter der exzellenten Leitung von Duncan Ward musizierten Mitglieder und Stipendiaten der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker so ausgezeichnet schwungvoll Puccinis Melodik, in fast kammermusikalischem Salon-Sound. Junge Gesangssolisten knapp über 20 Jahre boten zudem Vokalleistungen allererster Güte und sehr hohem Qualitätslabel, man kam aus dem Staunen nicht heraus! Allen voran sang Sonja Saric die Manon mit lyrischem, samtweich aufblühendem Sopran, herrlichem Timbre, bewundernswertem Volumen und klaren Spitzentönen. Auf weitere Rollen dieser jungen Dame darf man gespannt sein.
Ihr zur Seite Eunkuk Kim als Prinz/Des Grieux, nach seiner herrlich vorgetragenen, schwärmerischen Arie meinte die kleine Manon lakonisch war das alles, kann DER nicht mehr? Und ob er konnte – das geschmeidig-strahlende Tenormaterial ließ keine Wünsche offen, einfach bewundernswert. Zudem verlieh Lucian Eller dem Zauberer/Lescaut wunderbare, schön timbrierte, markante Baritonzüge. Ausgezeichnet fügte sich mit hellem, schönstimmigen Mezzo Felicitas Brunke als agiler Tanzlehrer/Madame Geronte in das junge, vielversprechende Solisten-Quartett. Begeisterte Zustimmung für alle.
Ein geniales Projekt der Initiatoren und Förderer wurde hier aus der Taufe gehoben, für die nächste Spielzeit ist „Der kleine Rosenkavalier“ geplant. Bravo – weiter so! Mit diesem bewährten Team und den wunderbaren Sängern, wäre der Erfolg bereits garantiert. Bewirkt man zudem mit dieser wirklich genialen Idee, das junge Publikum der neuen Generation für die Oper zu begeistern und so manchen begleitenden Erwachsenen ins Theater zu locken.
Am Abend besuchte ich privat die „große“ Manon Lescaut (Udo Klebes berichtete bereits sehr trefflich über die Premiere), genoss die Opulenz der grandiosen Inszenierung, ließ mich vom herrlichen Puccini-Klang der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon bezaubern, wurde solistisch teils sehr herb enttäuscht und wünschte mir sehnlichst das Sängerteam vom Vormittag herbei.
Gerhard Hoffmann