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BAD ISCHL: DIE UNGARISCHE HOCHZEIT von Nico Dostal

09.08.2015 | Allgemein, Operette/Musical

Operettenzauber in Bad Ischl: „Die ungarische Hochzeit“ von Nico Dostal (Vorstellung: 8. 8. 2015)

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Gerhard Balluch als Oheim des Grafen, Jevgenij Taruntsov als Graf Stefan Bárdossy und Thomas Zisterer als dessen Kammerdiener Árpád (Foto: fotohofer.at)

Das Lehár-Festival Bad Ischl führt seit Jahren auch selten gespielte Operetten anderer Komponisten auf. In diesem Jahr fiel die Wahl auf „Die ungarische Hochzeit“ von Nico Dostal, die 1939 in Stuttgart uraufgeführt wurde und eher selten auf den Spielplänen der Theater zu finden ist.

 Nico Dostal (1895 in Korneuburg geboren, 1981 in Salzburg verstorben) war sowohl als Operetten- wie auch als Filmkomponist („Kaiserwalzer“) sehr erfolgreich, machte sich aber auch als Kirchenmusiker („Messe in D-Dur“) einen Namen. Als seine musikalisch beste Operette neben der Ungarischen Hochzeit gilt „Clivia“. Verheiratet war er seit 1942 mit der Opernsängerin Lillie Claus.

 Die Handlung der Operette „Die ungarische Hochzeit“, deren Libretto Hermann Hermecke nach einer Novelle von Koloman Mikszáth schrieb und die um 1750 in Hermannstadt, Popláka und Pressburg spielt, in Kurzfassung: „Heimat, deine Lieder grüßen froh mich wieder“, singt das Bauernmädchen Janka, als es aus dem Kloster zu den Eltern, dem Stuhlrichter Kismárty und dessen Frau Frusina, nach Popláka zurückkehrt. Dort soll Graf Stefan von Bárdossy in geheimer Mission für die Kaiserin Maria Theresia gewisse Vorgänge prüfen, da Jankas Vater den Kolonisten statt den versprochenen jungen Mädchen alte Witwen als Heiratskandidatinnen unterjubeln will. Bárdossy, der im Ruf eines Frauenhelden steht, schickt seinen Kammerdiener Árpád voraus, der sich als Graf ausgeben soll. Er selbst verkleidet sich als Kolonist, in den sich prompt Janka verliebt. Die Bauernmagd Etelka hingegen will unbedingt einen Grafen heiraten und umgarnt Árpád, den sie für den Grafen hält. Erst die Kaiserin höchstpersönlich bringt schließlich Ordnung in das erotische Durcheinander…

 Leonard C. Prinsloo, Regisseur und Choreograph – eine für Operetten ideale Konstellation – inszenierte das dreiaktige Werk mit viel Esprit, wobei der Choreograph (besonders im zweiten Teil) klar die Oberhand behielt. Sogar die Sängerinnen und Sänger konnten ihre tänzerische Begabung unter Beweis stellen. Schade, dass die Sprechtexte in österreichischem Dialekt und nicht mit ungarischer Färbung gesprochen wurden. Für das ungarische Lokalkolorit sorgten die Bühnenausstattung (Bühnenbild: Su Pitzek) und weitgehend die Kostüme (Entwürfe: Barbara Häusl).

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Anna-Sophie Kostal als Etelka zwischen des Grafen Oheim (Gerhard Balluch) und des Grafen Kammerdiener (Thomas Zisterer) / Foto: Fotohofer.at

 Aus dem gut ausgewogenen Sängerensemble ragte die niederösterreichische Sopranistin Regina Riel in der Rolle der Janka heraus, die vor allem stimmlich brillieren konnte und auch höhensicher sang. Warum sie als Hauptdarstellerin allerdings ein selten unvorteilhaftes Kostüm verpasst bekam, war unverständlich. Ihr ebenbürtig war der junge ukrainische Tenor Jevgenij Taruntsov als Graf Stefan Bárdossy, der schon in seiner ersten Szene – nur mit einem gutsitzenden Slip bekleidet – das weibliche Publikum begeisterte. Da er auch stimmlich mit weichem Timbre, aber auch strahlender Höhe faszinierte, scheint einer großen Karriere als Operettentenor nichts im Wege zu stehen.

 Den Kammerdiener des Grafen, Árpád Erdödy, spielte der Tiroler Bariton Thomas Zisterer

mit Augenzwinkern und kräftiger Stimme, die ihn umgarnende Etelka die Wiener Sopranistin Anna-Sophie Kostal. Sie überzeugte stimmlich, schauspielerisch und tänzerisch – outrierte jedoch zu stark. Sie wurde offensichtlich vom Regisseur dazu angehalten, eine dreist-dumme Bauernmagd zu spielen, was sie zwar perfekt umsetzte, aber doch allzu oft peinlich wirkte.

 Die Eltern von Janka gaben der slowenische Bariton Tomaz Kovacic, der als Stuhlrichter von Popláka sehr komödiantisch agierte, und die Linzer Mezzosopranistin Rita Peterl, die eine forsche Ehegattin und Mutter spielte. Die Sprechrolle der Kaiserin Maria Theresia übernahm für die erkrankte Dolores Schmidinger die Wiener Sopranistin Merle Krammer, die mit höfisch-näselndem Tonfall ihre Partie glänzend meisterte. Den Kurier der Kaiserin spielte der Schweizer Schauspieler Matthias Schuppli auf gekonnt „rittmeisterliche“ Art.

 Zur gediegenen Ensembleleistung trugen auch der Wiener Schauspieler Gerhard Balluch als oftmals verzweifelter Oheim des Grafen Bárdossy und der Tenor Wolfgang Gerold als Freund des Grafen. Stimmkräftig agierte der Chor des Lehár-Festivals, der von László Gyükér einstudiert wurde. Er leitete an diesem Abend auch das Franz Lehár-Orchester, das vom Publikum schon nach der Ouvertüre mit großem Beifall bedacht wurde und das die stimmungs- und temperamentvolle Musik von Nico Dostal trefflich zum Klingen brachte.   

 Das von den vielen bekannten Melodien, wie beispielsweise „Spiel mir das Lied von Glück und Treu‘“, „Heimat, deine Lieder“, „Frag nur dein Herz, was Liebe ist“, „Kleine Etelka, sag doch bitte ja“, „Ungarmädel lieben, dass Atem dir vergeht“, begeisterte Publikum  spendete am Schluss der Vorstellung minutenlang Applaus für alle Mitwirkenden.

 Udo Pacolt

 

 

 

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