Bach-Trompetenkonzerte bei Berlin Classics erschienen
Interessante Bearbeitungen
Bearbeitungen von Johann Sebastian Bach mit Matthias Höfs (Trompete) bei Berlin Classics erschienen/
Alle auf Matthias Höfs‘ neuestem Album eingespielten Trompeten-Konzerte hat Johann Sebastian Bach schon für das „Clavier“ gesetzt, aber nicht selbst für die Trompete geschrieben. Beim Bearbeiten ist Bach behutsam vorgegangen: Für die Kantilenen im langsamen Satz des Oboenkonzertes von Marcello hat er zu reichen Verzierungen gegriffen. Er fand dies sehr reizvoll, weil es berühmte Verzierungen sind. Sehr deutlich ist Bach aber bei dieser Einspielung hinsichtlich der Vivaldi-Konzerte herauszuhören. So hat er die typischen Repetitionen in virtuose Läufe in der Basslinie abgeändert. Die Solopartien der Vivaldi-Konzerte könne man zwar fast im Original spielen, aber ihm seien manche Repetitionspassagen zu gleichförmig gewesen, so Matthias Höfs. Seine Intonation ist auf dieser CD jedenfalls höchst eindrucksvoll. Schon Bach habe einige Sätze figuriert. Er habe den Solopart dann etwas freier gestaltet. Das Konzert für zwei Cembali BWV 1060 beruht vermutlich auf einem Doppelkonzert für Violine und Oboe. Bei der Bearbeitung hat Bach die Solopartie überwiegend unverändert in die rechte Hand des Cembalisten gelegt, die linke geht meist mit dem Basso continuo mit. Er übernimmt die Basslinie aber nicht, sondern erweitert sie und komponiert weitere Stimmen hinzu, was bei dieser Aufnahme mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der einfühlsamen Leitung von Sarah Christian auch sehr deutlich zu Gehör kommt. Es gebe auch eine Handschrift von einem Zeitgenossen mit ganz anderen Oktavierungen. Von denen habe er einige übernommen, betont Matthias Höfs. Es sei ja damals üblich gewesen, ein Stück für das eigene Instrument anzupassen. Schon bei der Bearbeitung des Italienischen Konzerts in F-Dur BWV 971 gelingt es Matthias Höfs, zusammen mit der dezent musizierenden Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, eine harmonisch dichte Interpretation zu präsentieren. Der Glanz italienischen Konzertierens strahlt hier auf, aber auch die Macht des Kontrapunkts wird nicht verleugnet. Mit feiner Dynamik werden hier die „Klangterrassen“ beleuchtet. Gerade das markante Hauptthema erscheint in leuchtkräftiger Klarheit und Präzision. Sechzehntelfigurationen und kraftvolle Bassthematik besitzen starke Akzente. Die Wendung nach F-Dur und die Verwandlung von C-Dur nach d-Moll zeigen den reichen Klangfarbencharakter dieser Komposition. Motivische Beziehungen kommen gut zum Vorschein. Beim Konzert Nr. 5 in f-Moll BWV 1056 in der Bearbeitung für Trompete und Orchester gelingt es Matthias Höfs zusammen mit der Kammerphilharmonie Bremen, den bewusst konzertanten Charakter dieses Werkes ausdrucksvoll zu betonen. Ähnlich sind dann die Hörerfahrungen beim Konzert für Cembalo D-Dur BWV 972, wo sich das kraftvoll-farbige Thema in einem kräftigen Unisono entfalten kann. Auch beim Konzert Nr. 9 c-Moll BWV 1060 in der Bearbeitung für Trompete und Orchester in d-Moll von Matthias Höfs sind der Solist und die temperamentvoll musizierende Kammerphilharmonie Bremen unter der inspirierenden Leitung von Sarah Christian voll in ihrem Element. Der unmittelbar klangfüllende Charakter dieser Musik offenbart sich auch beim zweiten Adagio-Satz. Ausgesprochen klangfarbenreich und kontrapunktisch verzaubernd interpetiert das gut aufeinander abgestimmte Ensemble außerdem das Konzert für Cembalo F-Dur BWV 978 (in der Trompetenbearbeitung von Matthias Höfs). Hier wirbeln die Themen und Motive nur so durcheinander und hinterlassen einen bewegenden Eindruck. Zuletzt fasziniert auch die rasante Interpretation des Bach-Konzerts für Cembalo in d-Moll BWV 974 (in der Bearbeitung von Matthias Höfs). Hier sprudeln die chromatischen Läufe und Figurationen atmlos hervor, hinterlassen beim Zuhörer ein unvergessliches Hörerlebnis.
Alexander Walther