Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

AVENCHES/Schweiz: NABUCCO

14.07.2013 | KRITIKEN, Oper

AVENCHES/ Schweiz: NABUCCO am 13.7.2013


Sebastian Catana (Nabucco)  (Foto: Marc.André Guex)

Im kleinen verträumten Schweizer Städtchen ist eine alte Arena, die im Sommer der Oper Lausanne als Spielstätte dient.

Die Sängerbesetzung ist international, allerdings sind alle Hauptrollen bis auf Abigaille einfach besetzt. Nachden es bereits die fünfte  Aufführung innerhalb von 12 Tagen war, merkte man leider so manche Ermüdung.

Mlada Khudoley ist eine kräftige Abigaille mit starker, vibratoreicher Höhe, starker Ausdruckskraft und nicht zu überhörender Schwäche in der Tiefe, aber die Stimme trägt gut und ist von allen Stellen zu hören. Nicht so glücklich lief es mit der Titelrolle. Sebastian Catana, ein Bariton aus Rumänien, klang als Nabucco stark an seine Grenzen gehend.. Ob Übermüdung oder technisches Manko der schönen, aber nicht allzu großen Stimme kann allerdings schwer entscheiden werden. Vielleicht lag es auch an seiner Positionierung auf der Bühne. Ein Bühnenbild ohne Hinterwand ist bei Freilichtaufführungen immer ein Problem.

Allerdings blieb er auch als Figur der Rolle so manches schuldig und bot eine Gestaltung, die nie zündet. Eine schöne Stimme zeigte Oren Gradus als Zaccaria, aber auch sein Samtbass wirkte leicht angeschlagen, hatte aber öfter hoch oben die ajustisch bessere Position. Seine Gestaltung des Zaccaria war würdig und in der Bewegung sehr jugendlich. Rubens Pelizzari ist ein Stimmbesitzer, der mit seinem Material so schlampig umgeht, dass es ärgerlich ist. Eigentlich hatte er die beste und größte Stimme dieser Sängerriege und verspielte so manche Phrase und Ensemble. Nur laut zu sein ist da auch zu wenig. Es hätte ein großer Ismaele, der toll auffällt werden können, schade. Sehr schön und mit tragfähigen Mezzo sang Marie Karall die Fenena. Die Regie hatte für sie, wie für fast alle anderen, kaum etwas anzubieten. Auch fiel Irina Solomatina Tissot als Anna sehr positiv auf. Manrico Signorini und Nicolas Wildi als Gran Sacerdote und Abdallo sind brave, verlässliche Komprimari.

Warum Patrick King als Tänzer, Anbeter der Abigaille (?) mitmachte ist eine Frage, die nie beantwortet wird.

Am Pult werkte Nir Kabaretti umsichtig und mit guten Tempi und hielt alles ordentlich zusammen. Ein Lob ergeht  an den Chor unter Pascal Mayer, der sich nach schwachem Beginn sehr steigerte und natürlich den großen Gefangenenchor wirklich gekonnt servierte.

Sehr schön die Kostümentwürfe von Maria Filippi, in der Umsetzung sah dann manches dennoch nicht so schön aus. Voll daneben ging der Entwurf von Nabuccos Krone, die wie ein Eisstanitzel oder wie ein spitzer Sektkühler aussah. Auf alle Fälle passte es nicht zum Kopf des Sängers. Meist sehr schön die Lichteffekte von Denis Foucart. Warum die stampfend gehenden Soldaten an die chinesische Terrakotta-Armee erinnert, ist schwer zu erklären. aber die meisten dieser Sequenzen waren eindrucksvoll, für mich am schönsten die Fahnen mit dem Motiven des Ishtar-Tores,

Das Bühnenbild ist sehr einfach, mit leider fehlender Hinterwand, das hätte so manchem Sänger geholfen. Bühnenbild und Videos sind Arbeiten von Francesco Scandale. Die Regie machte Marco Carniti im Stile „Arena“, aber mit guten Ideen und Geschmack.

 Die Vorstellung war wie immer in Avenches nahezu ausverkauft. Das Festival geht ins 20. Jahr und spielt im nächsten Jahr Carmen.

Elena Habermann

 

 

Diese Seite drucken