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„AUS KAISERLICHER ZEIT“

12.08.2017 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

0889854581428

„AUS KAISERLICHER ZEIT“ Musik für Violine und Klavier von Haydn, Hummel, Vivaldi; SONY CD – Elena Denisova, Alexei Kornienko, Gustav Mahler Ensemble

Nicht alle Tag ist Weihnachten und nicht alle CDs Offenbarungen. Das Cover „From Imperial Vienna“ mit den zwei höfischen Pferdekopfskulpturen im Briefmarkendesign würde klischeehaft jedem Wiener Souvenirstand Ehre machen. Kitsch wie Kitsch eben kann. Was die Zusammenstellung des Programms anlangt, so wurde wild gestückelt. Zwei Aufnahmen aus dem Jahr 1999 (Rondo in Es-Dur Op. 11 von Johann Nepomuk Hummel für Violine und Klavier solo, das Larghetto aus dem Konzert für 2 Violinen und Orchester d-Moll RV 565 von Antonio Vivaldi in einer faserschmeichelnden Bearbeitung von Jascha Heifetz), zwei Joseph Haydn Sonaten für Violine und Klavier Nr. 7 und 8, aufgenommen 2009 im Bösendorfersaal und last and least das Konzert für Violine und Klavier in F-Dur, ebenfalls von Joseph Haydn (Mai 2015).

Im Booklet wird Maria Theresia und ihr Verhältnis zur Musik bemüht. Haydn soll als kleiner Bub wegen eines Ungehorsams auf Geheiß der Kaiserin sogar eine Ohrfeige kassiert haben. Uff, wer will das wissen? 1770 gab der Fürst Nikolaus I Esterházy anlässlich eines Besuchs von Kaiserin Maria Theresia in Kittsee ein Fest, an dem auch Haydn mitgewirkt hat… Weitere hübsche historische Details folgen. So weit so gut, aber was hat das inkl. der Petitessen von Hummel und Vivaldi mit dem marktschreierischen Titel der CD zu tun?

Wirklich ärgerlich ist aber, dass die Tonqualität des Haydn-Konzerts zu dumpf ist und die Geigerin hier vorwiegend scharfe Töne (inwieweit das auf das Konto der Aufnahmetechnik geht, sei dahingestellt) produziert. Von einem sauber-hochpräzisen Spiel und lupenreiner Intonation von Elena Denisova kann ebenfalls nicht berichtet werden. Musikalisch am besten funktionieren noch die beiden Haydn-Sonaten, vor allem dank des technisch stupenden, perlend-duftigen Anschlags von Alexei Kornienko auf dem Klavier.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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