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ATHEN/ Onassis Cultural-Centre/ Tectonics Festival: GREEK RADIO SYMPHONY ORCHESTRA

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Onassis Cultural Centre, Athen/ Tectonics Festival: Greek Radio Symphony Orchestra

Konzert vom 8. Juni2019

Grenzenloser Klangraum

„Tectonics“ ist ein Festival, das an mehreren Orten zu unterschiedlichen Terminen stattfindet. Es ist eine Idee und Gruendung des Dirigenten Ilan Volkov und verfolgt das Ziel, die Rolle des Symphonieorchesters im 21. Jahrhundert neu zu definieren und dabei unterschiedlichste Musikformen zusammenzubringen. Nach Ausgaben in Glasgow und Stavanger im Mai dieses Jahres brachte nun das Onassis Cultural Centre dieses unerhoerte und vielversprechende Klangereignis zum zweiten Mal nach Athen. Das Kulturzentrum wurde so einmal mehr seinem Ruf gerecht, der progressivste Ort der Kuenste in der griechischen Hauptstadt zu sein. Das Festival bespielte buchstaeblich das ganze Haus und lockte bei oftmals freiem Eintritt ein zahlreiches Publikum an. Wenn es etwas zu bemaengeln gab, dann das Fehlen einer ausfuehrlichen Programmbroschuere. Die Informationen auf dem Faltblatt gaben weder Auskunft ueber die Biografien der Kuenstler und Komponisten noch boten sie Angaben zu den Werken. Dies liesse sich vielleicht in Hinblick auf eine dritte Athener Festivalausgabe aendern.

Im Zentrum des dreitaegigen Musikprogramms stand am zweiten Tag ein Konzert des griechischen Radiosinfonieorchesters unter der Leitung von Ilan Volkov. Dieses startete mit einer Weltpremiere, der Komposition „Siheung Tablatures“. Der Orchestersatz wurde von Eyvind Kang, der auch die Setar spielte, komponiert, der vokale Part von Jessika Kenney, welche diesen auch vortrug. Das Stueck erinnerte etwas an einen Chor von Floeten, es bot einen flaechigen Klang mit wenig Akzenten. Leider blieben dabei die Soli gar zu blass. Interessanter, weil bewegter und dramatischer war das kurze Werk „Magna ipsum heimat ut enim minen vacuum“ (2014-2015) von Georgia Koumara. Es nutzte sehr geschickt die unterschiedlichen Orchestergruppen und beeindruckte vor allem rhythmisch. Die Weltpremiere einer Neufassung von James Alexandropoulos-McEwans Arbeit „Reverb Music“ (2015-2019) beschloss den ersten Teil mit einer Klang gewordenen Bewegungsgeste.

Nach der Pause war zunaechst das Stueck eines renommierten griechischen Komponisten zu hoeren: „Tropic“ (1968) von Yannis Ioannidis wusste in Rhythmus und Klang die Moeglichkeiten des grossen Ensembles ueberzeugend zu nutzen. Als Hauptwerk des Konzerts erklang schliesslich kurz nach seiner Urauffuehrung in Stavanger „Epexegesis“ (2018-2019) von Dror Feiler, ein Stueck, das Blixa Bargeld als Vokalisten und den Komponisten live am Mischpult aufbot. Der Text von Ghayath Almadhoun war eindeutig politischen Charakters, aber bedauerlicherweise akustisch schwer verstaendlich. Die Musik als solche war wenig detailreich, geschweige denn aufregend. Blixa Bargelds markante Stimme, sein Sprechgesang und seine Vokalismen praegten das Klangbild. Das Konzert bot im Ganzen interessante, ungewohnte Klaenge, die des Hinhoerens lohnten.

Das neugierige Publikum spendete den engagiert auftretenden Kuenstlern viel Beifall.

Ingo Starz

 

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