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ATHEN/ Onassis Cultural Centre: ELENIT von Euripides Laskaridis

Euripides' Wunderwelt

07.12.2019 | Allgemein, Theater


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Onassis Cultural Centre, Athen: Euripides Laskaridis: Elenit

Besuchte Vorstellung am 7. Dezember 2019

Euripides‘ Wunderwelt

Euripides Laskaridis geht konsequent seinen Weg. Der griechische Theatermacher hat in den letzten Jahren ausserhalb des gewohnten Theaterbetriebs eine kuenstlerische Sprache entwickelt, die sich durch sensualistische Experimente auf der Buehne auszeichnet. In gewissem Sinne versucht er sich an einem Totaltheater, das fantastische Raeume und Figuren entwirft, den Buehnenraum zum Klingen bringt und aberwitzige Situationen beschreibt. Angefangen hat es  sein Unterfangen 2015 mit dem Solostueck „Relic“, das den Theatermacher in einem Ganzkoerperkostuem als wunderbares Wesen in Dialog mit den Dingen seiner Umwelt zeigte. Zwei Jahre spaeter brachte sein Stueck „Titans“ zwei Figuren auf die Buehne, welche ihre Welt im Dialog bewegten und erkundeten. Nun bringt das Onassis Cultural Centre mit gehoerigem Aufwand „Elenit“ heraus, in welchem gleich zehn Akteure auftreten. Es ist mehr noch als die vorangegangenen Produktionen ein Spektakel. Leider laesst einen der Abend etwas ratlos zurueck.

Laskaridis und sein Dramaturg Alexandros Mistriotis haben sich fraglos einiges einfallen lassen, um unsere Sinne zu betoeren und zu verwirren. Da geistert ein barockes Fraeulein ueber die Buehne, das Velasquez’s Gemaelde „Las Meninas“ entsprungen zu sein scheint. Dort findet sich aber auch ein Dinosaurier, der uns an den Film „Jurassic Park“ erinnert. Und im Hintergrund ertoent immer wieder Techno-Clubmusik. Vieles folgt den Prinzipien, die der Kuenstler bei seinen vorigen Arbeiten angewandt und entwickelt hat: Raeume, Materialien und Gegenstaende, die klingen, wenn man sie beruehrt oder bewegt, Handlungen, die mehr einem Spieltrieb als einer dramatischen Logik folgen. Auch die skurrilen Bilder und traurig-komischen Momente finden sich in „Elenit“ wieder. Gleichwohl bleibt der Abend, der, das darf nicht vergessen werden, auch ein Windkraftrad auf die Buehne bringt, allzu vage und spannungsarm. Einzelne kurze Szenen entfalten erzaehlerische Kraft, etwa wenn das Fraeulein oder der Dino involviert sind. Im Ganzen ueberzeugt die durchaus originelle Versuchsanordnung aber nur bedingt. Eine durchgehende Eigenmotorik der verschiedenen theatralen Elemente will sich nicht einstellen.


Elenit: Foto: Christos Sarris

Der eingesetzte Aufwand noetigt Respekt ab. Musik- & Sounddesign von Giorgos Poulios sowie das Kostuemdesign von Angelos Mentis ueberzeugen voll und ganz. Der Buehnenraum von Loukas Bakas hat seine Qualitaeten, bleibt aber doch recht kulissenhaft in seiner Anmutung. Die Darstellerinnen und Darsteller auf der Hauptbuehne des Onassis Cultural Centre sind bestens praepariert: Euripides Laskaridis, Amalia Kosma, Chara Kotsali, Manos Kotsaris, Thanos Lekkas, Dimitris Matsoukas, Efthimios Moschopoulos, Giorgos Poulios, Michalis Valasoglou und Fay Xhuma. Der Produktion fehlt nur etwas Entscheidenes: ein klares Zentrum, etwas, was dem Zuschauer als roter Faden dienen koennte. Das Windkraftrad taugt schwerlich als sinnstiftende Konstante.

Am Ende der Auffuehrung gibt es viel Beifall und vereinzelte Bravorufe fuer die Beteiligten.

Ingo Starz (Athen)

 

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