Megaro Mousikis, Athen
È aperto a tutti quanti. Szenen aus Mozarts Da Ponte-Opern
Besuchtes Konzert am 29. 1. 2025
So machen es alle
Der Bariton Dimitris Tiliakos ist dem Werk von Wolfgang Amadeus Mozart eng verbunden. Gleich nach Beendigung seiner Studien in München stand er als Graf Almaviva in „Le nozze di Figaro“ auf der Bühne des dortigen Prinzregententheaters. In Teodor Currentzis‘ Aufnahme von „Don Giovanni“ sang er die Titelpartie. Etliche weitere Mozartaufführungen, in denen er auftrat, wären zu nennen – etwa eine Athener Produktion von „Le nozze di Figaro“ vor wenigen Jahren. Die Da Ponte-Opern liegen Tiliakos offensichtlich am Herzen.
„Nun hat er eine von der hiesigen Gesellschaft der Musikfreunde organisierte Masterclass zu den drei Meisterwerken Mozarts gegeben. Die Resulte dieses Kurses waren in einem öffentlichen Konzert zu hören und zu sehen.“
Fünfzehn junge Gesangsstudierende hat Dimitris Tiliakos auf der Bühne des Dimitris Mitropoulos-Saals versammelt. Begleitet werden sie am Klavier von Thanos Margetis. Man kann, ja muss bei diesem Konzert von einer halbszenischen Darbietung sprechen. Stühle, Sessel, Stehlampen, festliche Kleidung und gedämpftes Bühnenlicht schaffen einen atmosphärischen Raum, der von Partystimmung, neckischen Tändeleien und Liebesqualen erfüllt ist. Die Atmosphäre kennzeichnet gewissermassen einen gemeinsamen Nenner der drei Mozartopern: die allgegenwärtige Liebessehnsucht. Das ist sehr schön anzuschauen und bindet die Ausschnitte aus „Don Giovanni“, „Le nozze di Figaro“ und „Cosi fan tutte“ auf sinnhafte Weise zusammen. Die jungen Sängerinnen und Sänger bewegen sich in diesem Setting mit sichtbarer Lust und Spielfreude. Man blickt, wenn man so sagen möchte, auf einen Salon junger Liebender – ein Bild, das wunderbar zu Mozarts Musik passt.
Dimitris Tiliakos hat den Abend als eine Folge von Szenen angelegt, sein Ensemble zu steten Interaktionen angeregt. Dieses Pastiche kommt schon beinahe als eigenständiges Werk daher oder als lustvolle Variante eines Botho Strauss-Stücks aus den frühen 1980er Jahren. Alles ist im Fluss an diesem Abend, der mit Ausschnitten aus „Don Giovanni“ beginnt. Das Niveau der Gesangsdarbietungen schwankt, was aber kaum überraschend ist. Der wundersam gesponnene Abend fängt diese musikalischen Unebenheiten sehr geschickt auf. Es ist zuallererst der Ensemblegeist, um den es geht und der beeindruckt. Es sei nur ein Sänger hervorgehoben, der Bariton Paris Dimatsas, der als Don Giovanni und Graf Almaviva mit wohlklingender Stimme und guter Phrasierung für intensive Momente sorgt. Ein Lob geht aber auch an alle anderen, die diesen Liebessalon zum Klingen und Seufzen bringen: Despina Drandaki, Elpida Zavitsanou, Sophia Zova, Sophia Koutsouri, Aliki Pappa, Irini Petropoulou, Anastasia Prodromidou, Vasilia Staboli, Antonia Chairetaki, Despina Georga, Akis Kalmoukis, Ioannis Kalokairinos, Angelos Spiliotis und Orfeas Tsarekas. Das Konzert wird zum Musiktheater.
Das dankbare Publikum spendet am Schluss kräftigen Beifall und Bravorufe.
Ingo Starz (Athen)