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APROPOS: Wie man’s richtig macht

28.10.2018 | Apropos, Feuilleton

Wie man’s richtig macht

Auch die größten Stars sind nichts ohne ihre Fans, und das wissen sie. Jonas Kaufmann jedenfalls weiß es ganz genau. Sein Auftritt in der Pause der Met-Aufführung von „La Fanciulla del West“ hätte nicht besser sein können. Klar, dass er sich genau überlegt hat, was er tut. Aber man muss auch das Richtige tun: In wirklich souveränem Englisch, das der Majorität der Deutschen nicht eben so locker aus der Kehle kommt, mit der Gastgeberin plaudern. Über die Rolle, über die Partnerin, über was immer – nicht triefend überschwänglich, aber ungemein engagiert und glaubwürdig. Möglichst klischeebehafteten Schwulst vermeidend. Bestens.

Und dann am Ende noch Grüße, die sonst oft peinlich ausfallen. Nicht hier. Guten Abend nach Deutschland, nach Österreich, Grüezi in die Schweiz, Buona Sera nach Italien, Bon jour nach Frankreich, überhaupt nach ganz Europa, „Thank you, that you are here. It means a lot to me.“ Ein gescheiter Mann, der das ganz ehrlich herüberbringt.

Was hat unser Bundespräsident bei seiner Rede zum Nationalfeiertag postuliert? „Den Respekt und die Achtung, die wir von anderen Menschen erwarten, diesen Respekt und diese Achtung müssen wir auch anderen gegenüber aufbringen.“ Wenn man heute von Respekt redet, werden die Schulkinder, die ihre Lehrer durch alle Höllen schicken, nur hohnlachen. Kaufmann hat Respekt und Zuneigung zu den Opernbesuchern im allgemeinen und seinen Fans im besonderen gezeigt. So macht man’s richtig.

Verdächtigen Sie mich jetzt nicht, ein Kaufmann-Fan zu sein, meine Liebe lag nie bei Tenören (Pavarotti mal ausgenommen, das war ein opernerschütterndes Ereignis once in a lifetime, das musste einem einfach durch und durch gehen), sondern immer bei Baritonen (von Bastianini bis Keenlyside). Aber ich schätze große Leistungen, wo immer ich sie erlebe, und wenn ich einem Menschen begegne, wie Kaufmann sich da an der Met gezeigt hat, bin ich ganz glücklich…

Renate Wagner

 

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