Und wo ist Basti?
Nein, niemand regt sich auf, es ist schon so: „Aufig’stieg’n, obig’falln“, „Sic transit gloria mundi“, „Gestern noch auf stolzen Rossen, Heute durch die Brust geschossen, Morgen in das kühle Grab“ – die Erkenntnis ist alt. Ruhm hält nicht. Aber dass er so kurzlebig ist?
Denn: Wo ist Sebastian Kurz? Zweifellos freiwillig abgetaucht. Aber innerhalb von wenigen Tagen so kein Thema mehr zu sein, nachdem es monatelang kein anderes gegeben hat? Sage niemand, unsere Zeit sei nicht schnelllebig. Da weiß man heute nicht mehr, was gestern war, so viel Info-Müll kriegt man zwischendurch in den Computer geschüttet.
Dafür spürt der Kurier den Modegeheimnissen von Frau Bundeskanzlerin Bierlein nach, fesch ist sie angezogen, keine fade Angela Merkel. Und jetzt kann man sich auch die „Pam“, auf Frau Rendi konzentrieren, ein bisschen Wirbel wird es in der SPÖ doch geben, der sich zu berichten lohnt? Schafft sie es, oder schafft der Doskozil sie? (Dass sie so fest erklärt, die Personaldebatte sei beendet, glaubt ihr eh kein Mensch.) Das ist die Art von Politik, die in Österreich interessiert.
Der Strache macht es gescheiter als der Kurz – falls es dessen Intention wäre, in den Medien zu bleiben. (Irgendwann muss er ja zurück, er möchte ja eine Wahl gewinnen, und dreieinhalb Monate sind ja nicht sooo lang.) Solange der gebeutelte Heinz-Christian mit seinem möglichen EU-Mandat jongliert (wie es ihm Anton Cupak geraten hat, um es sich von der Partei so teuer wie möglich abkaufen zu lassen), ist er wenigstens noch hie und da ein Artikelchen wert. Norbert Hofer freilich muss sich langsam als Person in den Vordergrund spielen – das Duell mit Van der Bellen ist längst vergessen. Wer erinnert sich schon an Verlierer? Hofer – wer? Na, jetzt der. Die Treppe hinaufgefallen, weil ein anderer so kläglich gestürzt ist.
Die genüsslich umspielte, medial umspülte Option: Mit den Roten regieren, damit man Kurz noch einmal aushebelt? Da hätte die Sozialdemokratie ihren Wählern gegenüber allerdings schweren Erklärungsbedarf. Und wenn die FPÖ dann den Kickl wieder hervorzaubern will, sozusagen als Bedingung (schließlich hat man eine Regierung an ihm scheitern lassen)…? (Ich weiß schon, wenn sie das Innenministerium hätten behalten dürfen – aber ich bleibe dabei: Der Kickl war der letzte Stolperstein, an dem sich die letzte Regierung den Hals gebrochen hat.)
Politik ist lustig in Österreich. Und so persönlich. So unsachlich. Und irgendwann kommt auch der Basti wieder, hinter dem sie so hergeschimpft haben. Denn von allen Beteiligten war und bleibt er doch der allerschönste Reibebaum.
Renate Wagner