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APROPOS: Na, hoppla, geht’s noch?

02.11.2022 | Apropos, Feuilleton

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Na, hoppla, geht’s noch?

Ich denk‘, mich tritt ein Pferd

,Da hat ein Österreicher irgendwann vor Jahrzehnten Basquiat getroffen, der – davon kann man sich in der Albertina-Ausstellung auch in einem Dokumentarfilm überzeugen –  manisch gezeichnet hat. Ein paar Schnipsel fallen da bei einer solchen Begegnung schon ab.

Wie kreativ ist es (ob das das richtige Wort ist?), diese Schnipsel auf Holzleisten zu kleben,  rote Farbe hinzu zu fügen, , Stücke eines schwarz gefärbten Besenstiels sowie Nägel dazu (diesen Entstehungsprozeß entnimmt man einem APA-Artikel) – und fertig war der skulpturale Rahmen, den unser kreativer Österreicher als Basquiat-Werk hätte ausgeben können.

Vielmehr – er hat’s getan. Die echte Basquiat-Zeichnung, die er um 1987 in New York vermutlich noch wohlfeil erwerben konnte, in den Rahmen gehängt – und ja, tatsächlich zum Verkauf angeboten. 2017 wollte er sogar zwei Millionen Dollar für die Zeichnung und, immerhin, drei Millionen Dollar für seinen gefälschten Rahmen, Damals fand sich allerdings kein Trottel, der diese Summen hingelegt hätte.

Ende 2018 aber – doch. 800.000 Dollar (nach dem neuerdings erfolgten Tiefflug des Euro „nur“ 800.000 Euro) kassierte Heller für die Rahmenbastelei, die ihn vermutlich eine halbe Stunde gekostet hat. Oder ein paar Minuten mehr oder weniger.

Na, hoppla, geht’s noch? Die Summe muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – kein Normalmensch kommt in seinem ganzen Leben 800.000 Euro auch nur in die Nähe.  Herr André Heller kassiert das locker mit einem Betrug.

Betrug? Aber nein, es war ja nur ein Spaß. Außerdem hat er den Rahmen zurückgekauft, vermutlich aus seiner Portokasse, Nix gewesen, schon gar kein Strafbestand des Betrugs, er wollte doch nur einen Kritiker ärgern, der sich als Basquiat-Fachmann aufpudelte. Wollte zeigen, wie leicht in der modernen Kunst und Kunstwelt betrogen werden kann.

Sicher, das ist auch ein Gesichtspunkt in dieser Causa. Es gibt immer noch Leute, die halten die „moderne Kunst“ für eine Behauptung. Welch irrationale Millionenpreise der Kunstmarkt für ein Stück bemalte Leinwand und dergleichen geriert, das ist ein Thema für sich. Und wie das überhaupt so ist mit der Kunst, die nicht jedem einleuchtet –  das auch.

Aber es bleibt noch immer der Fall Heller. Denn wäre man ihm auf den Betrug nicht draufgekommen – hätte er das Geld behalten? (Vom Versteuern will ich gar nicht reden, da gilt ja die Unschuldsvermutung.) Lässt man ihm den „kindischen Streich“, als den er es bezeichnet, durchgehen?

Nun, Herr Heller ist, wie man weiß, gut und auf der richtigen Seite vernetzt. Bei jedem anderen hätten wegen schweren Betrugs (das Sümmchen kann sich schließlich sehen lassen) schon die Handschellen geklickt. Aber Heller hat sich schon selbst frei gesprochen, und die Justiz wird ihm schon nichts tun. Im Notfall findet sich schon ein Fürsprecher von der richtigen Couleur… wie das in Österreich nun einmal so ist.

Aber weil es immer sinnvoll ist, rundum nach dem „Warum“ zu fragen (ich glaube allerdings nicht, dass die Kunsthändler in sich gehen werden und Herr Heller schon gar nicht), wirft sich noch eine Frage auf. Was ist denn mit dem „Falter“ los? Der hat das Ganze nämlich aufgedeckt. Und haben dabei doch einen Gesinnungsgenossen erwischt? Hoppla? Und neulich schon auf Ulrich Seidl losgeschossen, auch jemand, der doch eigentlich auf ihrer Linie liegt? Muss man sich Sorgen machen, dass Herr Klenk auf einmal gehirngewaschen umschwenkt? Muss man neben den Putin-Verstehern langsam auch nach den Falter-Verstehern rufen?

Egal, wie gesagt, ungeachtet dessen, was passiert ist, in kürzester Zeit redet kein Mensch mehr davon. André Heller, steter Werber für die Sozialistische Partei, bewunderter Liebling der Medien, was immer er auch tut. Der ewige Bub. Hat er sich halt einen kindischen Streich geleistet, mit seine 70 Jahr’, eine wienerische Maskerad‘ weiter nichts.

Oder wird uns der im Moment so turbulente „Rechtsstaat“, der offenbar nur in eine Richtung gilt, anders belehren?

Renate Wagner

 

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