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APROPOS: Ja; sehr komisch, ha ha ha!

Ja; sehr komisch, ha ha ha!

10.01.2025 | Apropos, Feuilleton

 

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Ja. sehr komisch, ha ha ha!

Ja, sehre komisch, ha ha ah,
ist die Sache, ha ha ha
drum verzeih’n Sie, ha ha ha,
wenn ich lache, ha ha ha ha ha ha

Das kennt man ja nicht nur aus der  „Fledermaus“, das kann der gelernte Österreicher immer wieder als Motto nehmen. Etwa, wenn er liest, Werner Kogler (der ja eigentlich so gut wie niemand mehr ist, oder irre ich mich da?) richtet die strenge Forderung, die möglicherweise nächste Regierung unter der Führung der FPÖ (ich würde nicht darauf wetten, dass die Schwarzen sie nicht doch noch „auf die Seife“ steigen lassen…) möge rechtsverbindliche Zusagen zu den Kulturförderungen geben, die der „Kulturminister“ bereits zugesagt hat.

Wenn nicht?   „Dann gibts Ramba-Zamba!“, was für mich interessant ist, weil ich den Ausdruck gar nicht kenne. Na ja, vielleicht ein Leuchtturmprojekt für die nächste Demo – „Lasst Roscic und sein Team arbeiten, bis das ganze Wiener Repertoire zerstört ist!“

Apropos Kulturminister Kogler. Man kann mir nicht nachsagen, dass ich nicht oft ins Theater ginge, meist in Premieren, wo die Promis sich gerne zeigen. Aber Herrn Kogler habe ich dort noch nie, nie, nie  gesehen. (Im Englischen Theater bin ich vor Jahrzehnten rücklings an einen Herren angestoßen, und als ich mich umdrehte, um mich zu entschuldigen, war es Bruno Kreisky, einfach so, mit Damen plaudernd,  ohne zahllose Bodyguards… Er nahm meine Entschuldigung freundlich lächelnd an.)

Herr Kogler hat sich noch nie für Kultur interessiert, die Schwarzen auch schon die längste Zeit nicht (Busek vielleicht noch?). Allen anderen Spitzenpolitikern geht sie am A vorbei…, nur die Roten hätscheln die Kulturszene mit saftigen Subventionen, denn man weiß, was man an ihnen hat. Auf ihre Wortmeldungen kann man sich verlassen (und im allgemeinen werden diese Dienste dann in Notfällen  – siehe  Föttinger-Sanierung, siehe Teichtmeister-Urteil, siehe Heller -Freispruch– auch extra belohnt).

Aber wenn sich Herr Kogler jetzt als Schützer der Kultur aufpudelt, hat er, wie man so schön sagt, ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und außerdem – alle müssen sparen. Die Stromrechnungen, der Einkauf auch beim Billig-Supermarkt, die Preise sind unverschämt gestiegen, das Einkommen nicht. Jeder einzelne Mensch spart. Ja, leider wird es die Wirte treffen, denn wenn man halt  zu zweit nicht „schön essen“ geht, hat man einen Hunderter mehr (den man eben nicht ausgegeben hat).

Und die Theater merken es natürlich auch. Ich erinnere mich, was mir meine Freundin Angelika erzählt hat, die wie ein Luchs am ersten Vorverkaufstag am Computer saß, um eine Karte für „Ariadne auf Naxos“ zu kaufen und sich glücklich schätzte, eine um 170 Euro (!)  bekommen zu haben. Nun wollte sie nicht wegen „Ariadne“ in die Staatsoper gehen, die kennt sie auswendig, und leider auch nicht wegen Lise Davidsen, so vorzüglich die Dame sein mag, sondern wegen Anna Netrebko. Die schöne Anna sitzt in Dubai und ist krank oder was immer… und Angelika sitzt auf ihrer 170 Euro Karte, die sie mit Sicherheit nicht los werden wird. Vielleicht spart sie zum Ausgleich den nächsten Opernbesuch ein…

Apropos Oper. Wenn ich richtig gehört habe (relata refero), haben allein die in Japan bestellten Kostüme für den unsäglichen „Don Carlo“ (für den man Direktor und Regisseur vor ein hohes Theatergericht zitieren und mit sofortiger Entlassung verurteilen müsste) ein Vermögen gekostet. Wofür? Das mag sich ansehen, wer will. Einer meiner Freunde, ein großer Garanca-Fan, verzichtet auf ihre Eboli, weil er diesen „Don Carlo“ (bei dem ich daheim beim Stream dauernd vor Wut herumgetobt habe) nicht noch einmal aushalten würde. Mir fiele schon ein, wo man sparen könnte…

Apropos: Ein Parallel-Beispiel zu Angelikas Warten auf die Netrebko (hätte sie doch keine Karte bekommen!). Ähnlich habe ich mich vor den Computer gesetzt, um die Doppelpremiere zweier Stücke von Marius von Mayenburg im Akademietheater zu buchen. Nicht, weil ich ihn so schätzte (man hat früher, zu Hans Gratzers Zeiten, einiges von ihm gesehen). Aber weil Herr Direktor Bachmann, der zu Unrecht so zufrieden mit seiner bisherigen Burgtheater-Performance ist, wenigstens ein Versprechen einlösen wollte. Jens Harzer, Joachim Meyerhoff, vollmundig versprochen, wo sind sie? Alles, was man hat, ist Stefanie Reinsperger, und wie glücklich man mit ihrem Liliom ist,  liegt im Auge des Betrachters. Hier hätte nun endlich Caroline Peters ans Burgtheater zurückkehren sollen.

Und was geschah? Nachdem sich fünf Minuten lang das Kartenfenster für diese Premiere beharrlich nicht geöffnet hat, sprang die Mitteilung herein: „In Abänderung“. Premiere abgesagt, stillschweigend, ohne Erklärung. Ich denke, außer mir haben noch ein paar hundert Leute gewartet und den Kopf geschüttelt. Erst recht, als die Premiere Stunden später wieder im Netz stand – mit dem Hinweis, es seien keine Tickets verfügbar, Also, was jetzt? Das Burgtheater gibt dem Projekt den prophetischen Untertitel: ICH SAG EINFACH GAR NICHTS MEHR.

Apropos abgesagte Premieren: Im Vorschauheft der Josefstadt wurde für Februar „eine Produktion von Claus Peymann“ versprochen. Was nicht stattfindet, ist diese, Schweigen darüber, in der wohl richtigen Hoffnung, dass nur lästige Leute wie ich sich noch daran erinnern, was man einst so großartig  angekündigt hat..

Ja, sehr komisch, ha ha ha, ist die Sache, ha ha ha …

Renate Wagner

 

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