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APROPOS: Gedankensplitter

Gedankensplitter

18.05.2025 | Aktuelles, Apropos, Feuilleton

 

00 a apropos renate ipse 300Gedankensplitter

Am Tag, bevor im Burgtheater mit dem „Burgtheater“ benannten Stück von Elfriede Jelinek der Schmutzkübel über ihre Eltern ausgegossen wird, ist Elisabeth Orth, die älteste Tochter des Ehepaars Paula Wessely / Attila Hörbiger,  gestorben. Selbstmord erscheint unwahrscheinlich, und im allgemeinen kann man sich – Gott sei Dank – sein Todesdatum nicht aussuchen. Aber dass es ein solch symbolischer Akt würde – das gibt zu denken, ohne dass man ernsthaft an „höhere Mächte“ glauben würde.

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Auch wer sich nicht das Schwarze unter dem Fingernagel für den Song Contest interessiert, wird natürlich patriotisch hellhörig, wenn es um Österreich geht. Nun ist „JJ“ tatsächlich im europäischen Song Contest Sieger  geworden. Und was sagt uns das, auch  in Erinnerung an Conchita Wurst`? Wer immer die Auswahl getroffen hat, hat richtig gedacht: ein hübscher, sympathischer junger Mann, nicht ganz weiß, als Countertenor mit einer ungewöhnlichen Stimmlage , der mit „JJ“ noch einen seltsam herausfordernden Namen ins Feld führt – und man hat gewonnen. Ich habe ihn nicht gehört, er wird sicher gut gewesen sein, aber wahrscheinlich waren es auch die anderen Vorgaben, gegen die „normalere“ Wettbewerbs-Teilnehmer  wenig Chancen hatten. Einst, im Barock, waren Kastraten, ein Beispiel für den Manierismus des Zeitalters, wie er auch in der bildenden Kunst gepflegt wurde. Schönes, gepflegtes Außenseitertum für eine feudale Welt. Wir sind weiter gekommen, wenn man es so sehen will: Die queere Bewegung hat es vom Protest am Rande ins erfolgreiche Zentrum geschafft. Es geht heutzutage einfach immer um Ideologie.

Und ich verstehe die Welt schon lange nicht mehr – aber wenn ich denke, wie empörend man sich rund um den Song Contest gegen Israel verhalten hat, kann mich deren zweiter Platz (ich weiß auch nicht, wie die Dame geklungen hat) nur beglücken. Auch wenn es vielleicht ein Protest-Ideologie-Sieg war. Die Zeit ist aus den Fugen, wusste schon Hamlet – und das war im Jahr 1600.

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Bei Nestroy sind es Liebesgeschichten und Heiratssachen, im Leben machen Heiratsgeschichten und Erbschaftssachen Ärger. Sicher, zweite (oder noch spätere) Gattinnen haben es mit den Kindern ihrer verblichenen Ehepartner aus früheren Ehen nie leicht. Aber sowohl der Fall Lauda wie der Fall Lugner zeigen, wie ungemein hässlich es zugeht, wenn’s ums Geld geht. Was übrigens der oben zitierte Nestroy nicht müde wurde zu betonen.

Renate Wagner

 

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