FIRST LADY GESUCHT!
WHAT ABOUT FIRST MAN?
Die Salzburger Festspiele haben heute die Ausschreibung für „die Funktion der Präsidentin/des Präsidenten“ in die Welt geschickt. Also kein Dreh in letzter Minute von Helga Rabl-Stadler, „Ja, wenn Ihr mich so schön bittet, bleib ich noch ein bisserl“. Sie und Frau Merkel, zwei Frauen, zwei Worte, sie gehen.
Die Nachfolgerin, der Nachfolger: Sie oder er müssen künftig mit dem Intendanten und dem Kaufmännischen Direktor das Direktorium der Salzburger Festspiele bilden und sind zuständig – für alles? Der Intendant macht Spielplan und Besetzungen, der Kaufmann rechnet, und „Präsident“ (welchen Geschlechts auch immer) repräsentiert nur? Nein, von den dreien heißt es, sie seien „in künstlerischer, kaufmännischer und organisatorischer Hinsicht verantwortlich“. Da bleibt „Präsident“ die Organisation?
Jedenfalls müssen sich die drei vertragen (und Rabl-Stadler war eine Meisterin darin, auch die Unverträglichen mit Lächeln zu schupfen). „In der Rolle der Ermöglicherin/des Ermöglichers muss es zu einem perfekten Zusammenspiel der Talente der Direktoriumsmitglieder kommen“, referiert die APA den Ausschreibungstext.
Es geht noch weiter (immer Zitat APA): Für das Präsidentenamt werden als Fremdsprache Englisch in Wort und Schrift vorausgesetzt. Führungskompetenz, unternehmerischer Gestaltungswillen und soziale, integrative und vermittelnde Kompetenz werden gewünscht. „Die Fähigkeit, sich sowohl am internationalen Parkett, als auch in der regionalen Verwurzelung der Salzburger Festspiele sicher zu bewegen, ist vorausgesetzt“, heißt es. Außerdem sollte die gesuchte Person Sponsoren und Mäzene gewinnen und ein erfolgreiches Stakeholder-Management durchführen können.
Mit solchen Forderungen sichert man sich davor ab, dass Hinz und Kunz sich bewerben, da ist man schon in der A-Klasse. Fünf Wochen, bis zum 1. November, haben die Herrschaften, die sich berufen fühlen, Zeit, ihre Bewerbungen zu schicken (und besser nicht in den Lebensläufen tricksen, das kommt nicht gut an).
Wenn man Heinz Sichrovsky in „News“ liest, hat er das Problem schon gelöst, er sagt uns, an wen wir denken sollen. An Danielle Spera, um sie zu trösten, dass sie so schmafu aus dem Jüdischen Museum hinausexpediert wurde. Und auch Kathrin Zechner benötigt Trost dafür, dass die Seilschaften, die sie immer wieder auf Superjobs gehievt haben (zuvor bei den Vereinigten Bühnen der Stadt Wien) im ORF nach der Umfärbung nicht mehr funktionieren.
Ich könnte mir hingegen auch Robert Meyer vorstellen, die Rolle kann er bestimmt. Aber Sichrovsky meint, es müsse ja wohl eine Frau sein. Das ist für mich so sexistisch wie alle gewaltsamen Quoten-Regelungen in Hinblick auf Geschlecht, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung. Das hat eigentlich grundsätzlich keine Rolle zu spielen. Also wenn ein vielleicht nicht mehr ganz junger weißer Mann von Kompetenz und Persönlichkeit her der Beste wäre, warum sollte er nicht in Frage kommen?
Das ist das Statement einer in der Wolle gefärbten Feministin, die vor Jahrzehnten angesichts der Suche nach einem Volkstheater-Direktor geschrieben hat: „Warum nicht einmal eine Frau?“ Emmy Werner ist es damals geworden.
Renate Wagner