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APROPOS; Der neueste Trick 17

05.09.2023 | Apropos, Feuilleton

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Der neueste Trick 17

Es gibt eine wienerische Bezeichnung, die lautet: „Das war aber eine g’schobene  Partie.“ Allerdings muss man mit dieser Behauptung vorsichtig sein, denn wenn man Pech hat, landet man dafür wegen Verleumdung und übler Nachrede unbedingt im Gefängnis – wenn man nicht die richtigen (nicht rechten, sondern linken) Beziehungen hat. Also lassen wir die „g’schobene Partie“.

Wenden wir uns dem zu, was man als neusten „Trick 17“ bezeichnen kann, Sie wissen schon, laut Wikipedia: Trick 17 wird im Sprachgebrauch als Beschreibung eines Lösungsweges bei Problemen verwendet.

Der neueste dieser Art ist die „tätige Reue“. Damit ist schon ein gut vernetzter Allrounder der Anklage des schweren Betrugs aus den Netzen der Justiz gerutscht und folglich unschuldig, für einen selbst gebastelten Bilderrahmen 800.000 Euro kassiert zu haben. Selbstverständlich hat er ihn aus „tätiger Reue“ zurück gekauft und nicht, weil ihm… auch wienerisch gesagt, der Arsch auf Grundeis ging. Okey, Schlussstrich, die österreichische Justiz hat gesprochen.

Sie tat es auch im Fall der Kinderpornographie. Nun hat der Angeklagte extrem geschickt agiert, die tätige Reue nur so zelebriert, alles grauenvoll gefunden, was er getan hat, erleichtert, dass er erwischt wurde, ja, natürlich psychiatrische Behandlung, längst schon, auch weiterhin,  nie wieder Drogen… Und er will sich auch künftig sein Geld verdienen (im „Kulturmanagement“, was neuerdings jeder studiert) und dem Staat nicht zur Last fallen! Es war alles einfach zu schön, mehr Reue konnte man gar nicht versprühen.

Und das Gericht hat auch ihn wegschlüpfen lassen, zwar pro forma „schuldig“, aber bei „bedingt“ darf man ja nach Hause gehen. Schließlich hat niemand was davon, wenn der arme, reuige Mann jetzt im Gefängnis sitzt. Also lasse man ihn in Ruhe – und der Trick 17 hat wieder funktioniert. Und die österreichische Justiz… die hatte ihren Vorwand für ihre Milde.

Wird sie bei Sebastian Kurz auch so milde sein, oder weht der linke Wind nur so sanft, wenn es um Freunde geht, und wird schrecklich blasen, wenn ein „Feind“ an der Reihe ist? Soll Kurz sich vielleicht ein bisschen „tätige Reue“ überlegen?

Ich fürchte, das würde ihm, gerade ihm, dem roten Tuch (türkisen Tuch) seiner Gegner, nichts nützen. Frau Justizia hat ja, wie jeder gelernte Österreicher weiß, einen unsichtbaren  Januskopf. Bevor er an dem  Schmäh der „tätigen Reue“ bastelt, sollte sich Kurz lieber auf ein Boris-Becker-Schicksal vorbereiten. Immerhin hat dieser das Beste aus seinem Gefängnisaufenthalt gemacht…

Renate Wagner

 

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