Auf die Plätze, fertig, los!
Also ja, endlich, es geht los. Am 19. Mai. Alle fangen an und treten sich gleich am ersten Spieltag mit vier Premieren auf die Füße. Egal, sie haben ja nicht alle exakt dasselbe Publikum.
Das Burgtheater zeigt im Akademietheater „Fräulein Julie“ (mit Sarah Viktoria Frick in der Titelrolle), nicht unbedingt eine Novität. Das Theater in der Josefstadt zeigt „Der Bockerer“ (mit Johannes Krisch), nicht unbedingt eine Novität. In der Volksoper darf Direktor Robert Meyer endlich wieder auftreten, also kommt „Der Teufel auf Erden“ von Suppé zur Premiere – teuflische Grüße von einem geschaasten Direktor. Ja, und die Staatsoper bringt an diesem 19. die Live-Premiere von „Faust“, noch ein Teufel unterwegs, allerdings von Castorfs Gnaden.
Die Staatsoper hat einen Spielplan gezaubert, der doch noch alle vorgesehenen Premieren unter einen Hut bringt, Kompliment. Bei „Macbeth“ (10. Juni) muss man sich, Barrie Kosky hin oder her, nicht um den Kartenverkauf bekümmern, wen schert ein Regisseur, wenn die Netrebko singt. Ob die Monteverdi’sche „Poppea“ (22. Mai) noch genügend Interessenten findet? Es sei zu wünschen.
In der Volksoper gibt es noch das Musical „Into the Woods“ von Stephen Sondheim (24. Mai), natürlich wieder mit Robert Meyer. Er hat zwar noch eine Saison vor sich, aber man muss die Feste feiern, wie sie fallen – denn ein Zurück an das Burgtheater von Martin Kusej wird es ja wohl nach den Volkopern-Jahren kaum geben? Andererseits produziert der ORF so viele Serien, da fallen immer wieder Episodenrollen ab. Und ein Publikumsliebling ist er ja noch immer.
Im Theater an der Wien schließlich erwartet uns nur noch das „Tristan Experiment“ (26. Mai) in der Kammeropern-Dependance, und wie Günther Groissböck (der ja nun wahrlich ein Fachmann für Wagner ist) das Riesenwerk für die winzige Bühne eindampft (und wie er aus Norbert Ernst einen Tristan machen will), das werden sich Wagnerianer sicher nicht entgegen lassen.
Das Burgtheater hat im Akademietheater einige Premieren, mit „Bunbury“ (23. Mai) auch keine Novität, im Thomas Bernhard-Jahr „Die Jagdgesellschaft“ (25. Mai),. Dafür darf man sich im Juni mit Ludwig Wittgenstein auseinandersetzen („Alles, was der Fall ist“ am 8. Juni) und „Pelleas und Melisande“ sehen (12. Juni), was man nur von Debussy kennt, aber eigentlich von Maeterlinck ist.
Sollte sich jemand wundern, warum man Josefstadt-Karten noch nicht buchen kann, ich habe mich erkundigt: Das Haus wird erst mit Abonnenten und „Freunden“ (offenbar ein Verein) gefüllt, bevor die Restkarten ab 17. an Normalbesucher gehen. Das gilt vermutlich auch für die nächsten Premieren: „Die Stadt der Blinden“ von Thomas Jonigk am 27. Mai (klingt so richtig nach einem Josefstädter Stück) und eine der unsäglichen Dramatisierungen, diesmal ist der Schnitzler-Roman „Der Weg ins Freie“ an der Reihe (3. Juni). Immerhin ist Susanne F. Wolf dafür verantwortlich, die sich von Adi Hirschal abgewandt und der Josefstadt zugewandt hat, was sicher ein Quantensprung ist… In den Kammerspielen zeigt die Josefstadt nur ein neues Stück, „The Parisian Woman“, und das so spät (21. Juni), dass es ohnedies nur für die nächste Spielzeit gedacht sein kann.
Nicht wirklich angestrengt hat sich Kay Voges im Volkstheater. Er nennt es „Housewarming“, wenn er zweimal „Der Theatermacher“ (26. Mai) und zweimal „Endspiel“ (2. Juni) zeigt, tatsächlich sind es seine Inszenierungen, die er aus Dortmund mitgebracht hat. (Peymann brachte seinerzeit seine Produktionen aus Bochum ans Burgtheater mit, wenn zwei das Gleiche tun…) Wenn Voges verspricht, dass es für Jandls „Der Traum“ (28. Mai) keinen Text gibt, wofür braucht er Jandl? Aber wir haben wohl viel „Performance“ zu erwarten im wieder einmal neuen, im Moment noch kaputten Volkstheater.
Es ist also genug los, um Theater- und Opernfreunde wieder in Gang zu bringen, wenn sie es wollen. Zumindest die halben Häuser, die ja nur bespielt werden dürfen, sollte man voll bekommen – wenn da nicht (reden wir nicht von den Masken, ja, wir setzen sie auf, ja, wir lassen sie die ganze Zeit drauf) die Sache mit der Testerei wäre. Und die Tatsache, dass man sich wirklich nicht auskennt.
Also, wer beantwortet kompetent die Fragen aller Theater- und Opernbesucher:
Gilt ein Impfpass mit nur einer Impfung als Eintrittsgenehmigung ins Theater und ins Restaurant? Oder erst nach beiden Impfungen? Oder erst nach einer gewissen Zeit???? Und vielleicht auch gar nicht besonders lang? Das ist alles dermaßen unklar!
Für Theater- und Kaffeehausbesucher kann das sehr wichtig sein, vor allem, weil man ja spontan auf einen Kaffee gehen will.. Und was Herr Mückstein da von sich gegeben hat, war hochgradig kuddelmuddelig.
Und wenn man keinen „digitalen“ Impfpass hat, tut es das gelbe Büchlein, das man – natürlich kombiniert mit Personalausweis – vor sich hin schwenkt?
Wir wollen rechtzeitig vor dem 19. ganz präzise, unmißverständliche Regeln für Theaterbesucher!!! Auch für das arme Personal in den Theatern, das hier kontrollieren muss! (Und was ist eigentlich aus Föttingers Idee geworden, Tests vor der Vorstellung anzubieten?)
Antwort erbeten!
Renate Wagner