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Antonio Vivaldi: The Four Seasons

14.09.2016 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

CD Vivaldi

Antonio Vivaldi: The Four Seasons
Shunske Sato,
Concerto Köln,
Berlin Classics CD für audiophile Genießer

Veröffentlichung: 7.10.2016

(Gute) Aufnahmen von Vivaldis Jahreszeiten-Hit gibt es wie Sand am Meer. Auch gelungene Experimente wie das „Eight Seasons“ Projekt von Gidon Kremer mit der Kremerata Baltica, wo Vivaldis klangliche Naturerkundungen denen Piazzolas aus Argentinien gegenübergestellt sind, zeugen von der ungeheuren Popularität dieses virtuosen programmatischen Violinkonzerts. Warum sollte man sich also für die erste Aufnahme dieses Wunschkonzerts des „fetzig, rauh und herzlich“ spielenden Ensembles Concerto Köln aus der Paterskirche in Kempen (25. und 26. Juni 2016) interessieren?

Erstens wegen der unorthodoxen musikalischen Erkundung durch den Geiger und Konzertmeister Shunske Sato („Vivaldi hat mitunter nur melodische Skelette notiert, um die herum der Solist zu improvisieren hat.“) und zweitens wegen der brillanten Aufnahmetechnik des Audioherstellers MBL, die es in sich hat. Eine spezielle Mikrofonkonfiguration geben dieser Aufnahme ohne Schnitte, ohne Absetzen und Neuanfangen, in nur einem Take, ohne Kompressoren und künstlichem Hall besonders unmittelbar anspringenden Biss, aber auch Feinzeichnung und Transparenz. Und ein anderes Wunder: In die historische Aufführungspraxis hat ein Quäntchen Romantik Einzug gehaltern. Wenn es nicht gerade dem Tempo entsprechend rockt, bringt das Concerto Köln auch wunderbar elegisch verträumte Zwischentöne ins Spiel, die ja den gegensätzlichen Naturphänomenen im Wandel des Jahres und deren Stimmungseinfluss auf den Menschen onomatopoetisch geschuldet sind. Vielleicht ist es das, was diese Aufnahme außer der wirklich herausragenden räumlich enorm tiefengestaffelten Klangqualität kennzeichnet. Shunske Sato lässt auf seiner Geige die Saiten krachen, singen, dahinpalavern, frech und kokett aufspielen und macht auch nicht vor schrägen Tönen halt. Es geht ihm nicht um puren Schönklang, sondern um persönliche Expressivität und Ehrlichkeit im beinahe improvisiert wirkenden Vortrag.

Kombiniert sind die Jahreszeiten mit der Karfreitagsmusik „Al Santo sepolcro“ (erklingt zwischen Frühjahr und Sommer sowie Herbst und Winter) und dem Konzert RV 156, das das Concerto Köln seit vielen Jahren begleitet und als eines der schönsten Vivaldis gilt.

Wie so manchmal, wenn einem der Gedanken heimsuchen könnte „Nicht schon wieder diese Musik“, ist es in Wahrheit doch wieder ganz anders. Also Willkommen zu dieser Neuerscheinung, sie will nicht anders sein, sie ist es einfach auf ganz und gar überzeugende Weise.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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