ANTONIO SALIERI: LA SCUOLA DE‘ GELOSI – deutsche harmonia mundi – Weltersteinspielung
3 CDs
Natürlich ist es Nonsens, dass Salieri Mozart abgemurkst hat. Dieser „Tratsch“ war auf nichts anderes als einen schwatzhaften und wichtigtuerischen Sänger, Calisto Bassi, zurückzuführen, der in einer Spottschrift selbiges „giftige“ Gerücht in die Welt setzte. Ganz klar hingegen ist, dass Mozart mit dem Untertitel seiner da Ponte Oper Così fan tutte, nämlich „La scuola degli amanti“ einer der besten musikalischen Kömodien aus der Feder Salieris „La Scuola de‘ Gelosi“ Respekt und Achtung zollte. À propos da Ponte: Dieser legendäre Librettist kam 1782 nach Wien, mit einem Empfehlungsschreiben eines venezianischen Förderers, Caterino Mazzolà ausgestattet, der niemand anderer war als der Textdichter von „La Scuola de‘ Gelosi.“
Abseits aller historischen Legenden und Überlieferungen kann der Melomane nun aber dank der Initiative des Ensembles L’Arte del Mondo unter dem umtriebigen und hochmusikalischen Dirigenten Werner Ehrhardt selbst nachhören, wie verzahnt die künstlerische Entwicklung beider Komponisten und der allgegenwärtige Einfluss da Pontes auf beider Schaffen, vor allem was die opera buffa anlangt, ist. Die wahrscheinlich erfolgreichste Oper Salieris wurde aber nicht in Wien, sondern 1779 in Venedig uraufgeführt. Bei der überarbeiteten Fassung für die Wiener Premiere 1783 am Burgtheater soll da Ponte sein wortgewaltiges Genie miteingebracht haben. Die Dramaturgie des Komischen gipfelt bei Mozart wie bei Salieri in den anspruchsvollen Ensembleszenen und den Akt-Finali.
Wie bei Così stehen auch bei Salieris Oper zwei Paare im Zentrum des komödiantischen Eifersuchtskuddelmuddels. Der Kornhändler Blasio (Federico Sacchi, Bass) und seine Gattin Ernestina (Roberta Mameli, Sopran) als gar nicht so vorbildliches bürgerliches Vorzeigegespann. Der Trottel oder Schelm (je nach dem) Blasio ist rasend eifersüchtig, obwohl ihm seine Gattin überhaupt keinen Anlass dazu gibt. Auf der anderen Seite hören wir das adelige Paar, Graf (Emiliano d’Aguanno, Tenor) und Gräfin (Francesca Mazzuli Lombardi, Sopran), wobei letztere natürlich – wir ahnen es – allen berechtigten Grund hat, der Treue ihres Gatten zu misstrauen. Daneben gibt es noch einen Leutnant (Patrick Vogel, Tenor), der als intriganter Spielführer à la Don Alfonso fungiert und das Dienerpaar Carlotta (Milena Storti, Mezzo) und Lumaca (Florian Götz, Bariton). Nach allerlei Irrungen und Wirrungen in zwei Akten mit viel Scheinliebschaften samt herrlichstem Gesang gibt es das übliche, zumindest kurze Augenblicks Happy End mit schlechtem Gewissen, Verzeihen und – ja, seufz- neuen Treueschwüren.
Die live Aufnahme vom Dezember 2015 ist solide, temporeich und stellt eine insgesamt musikhistorisch lohnende Ausgrabung dar. Bisweilen fallen auf der Sollseite ein harter direkter Klang und halt bisweilen sehr viele bloß handwerklich nachlässig gestrickte Rezitative auf. Dennoch ist die Aufnahme des Kennenlernens durchaus wert.
Dr. Ingobert Waltenberger