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Andreas J. Hirsch: BEETHOVEN IN WIEN

15.12.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Andreas J. Hirsch:
BEETHOVEN IN WIEN / IN VIENNA
218 Seiten, Edition Lammerhuber, 2019

Es gibt runde Jahrestage und überrunde, und wenn sich 2020 der Geburtstag von Ludwig van Beethoven zum 250. Male jährt, wird in den Medien – also auch am Buchmarkt – die Hölle los sein. Es ist klug, hier vorzupreschen, zumal, wenn  in der Cooperation der Edition Lammerhuber (Garant für ausgesucht schöne Fotobücher) und der Vereinigten Bühnen Wien (die das Buch vermutlich tausendfach verschenken werden) ein ganz besonderer Band herausgekommen ist.

Das Buch zählt nicht zu jenen, die sich an die ernsthaften Leser wenden, die Leben und Werk noch einmal gewissenhaft durchgearbeitet haben wollen, obwohl „Beethoven in Wien“ (zweisprachig, Deutsch / Englisch nebeneinander) in neun kurzen Textkapiteln auch den biographischen Umriß bietet. Dazu kommen, wenn auch nicht überwiegend, historische Abbildungen, das meiste kennt man, manches nicht (und man staunt, etwa eine alte Fotografie aus Beethovens Sterbehaus in der Schwarzspanierstraße zu finden).

Aber vor allem hat der Autor des Buches, Andreas J. Hirsch, auf Beethovens Spuren in Wien – fotografiert. Und wie! Dass das Theater an der Wien („Fidelio“, zweimal „uraufgeführt“ in diesem Haus, wo Beethoven auch eine zeitlang gewohnt hat) an der Spitze steht, versteht sich, aber man bekommt nicht die konventionellen Fotos. Die Perspektiven sind mehr als ungewöhnlich, man kann sich den Fotografen auf den Dächern herumhängend vorstellen, um das Papageno-Tor (diese Front war einmal der Haupteingang, heute in eine Nebenstraße gequetscht) „so“ ins Visier zu bekommen… Und den Innenhof bekommt man als Normalmensch ohnedies nie zu sehen.

Beethoven kam in jungen Jahren nach Wien und hat bis zu seinem Tod in dieser Stadt gelebt, er hat sie mit seinen Wohnorten und Sommeraufenthalten „durchstreift“, er ist überall, auch heute noch in Denkmälern und Gedenkstätten zu finden. Man blättert und ist in Heiligenstadt oder am Zentralfriedhof, im Palais Lobkowitz oder in Nußdorf, in Grinzing oder auch am Tiefen Graben. Und natürlich in der Secession – der Beethoven-Fries von Klimt?

Das Einzige, was im Zusammenhang mit dieser beeindruckenden Bilderfülle nicht geglückt scheint, ist die Beschriftung des Bildmaterials, weil man die Text-Informationen nicht „störend“ auf die Seite drücken wollte. Aber dass man nun jedes Mal ans Ende des Buches blättern muss, ist auch keine ideale Lösung.

Übrigens: Wenn die Vereinigten Bühnen schon diesen berechtigen Schwerpunkt auf Beethoven legen – es gab eine Zeit, da war sein Wohnzimmer direkt neben dem Theater an der Wien (wie in einem Gassenlokal hinter Fensterscheiben) zu besichtigen. Wohin ist es verschwunden? Könnte man es zu gegebenem Anlaß nicht wieder hervorholen?

Renate Wagner

 

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