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9 CD/4 Blu-ray Disc: Bruckner: Symphonien 1–9 – Berliner Philharmoniker

29.12.2019 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

9 CD/4 Blu-ray Disc: Bruckner: Symphonien 1–9 – Berliner Philharmoniker
Herbert Blomstedt, Bernard Haitink, Mariss Jansons, Paavo Järvi, Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Sir Simon Rattle, Christian Thielemann; Berliner Philharmoniker Recordings

 

Die Berliner Philharmoniker veröffentlichten eine Box mit live-Mitschnitten sämtlicher Symphonien von Anton Bruckner, aufgenommen im Zeitraum 2009 bis 2019. Am Pult stehen Seiji Ozawa (Symphonie Nr. 1), Paavo Järvi (Symphonie Nr. 2), Herbert Blomstedt (Symphonie Nr. 3), Bernard Haitink (Symphonien Nr. 4 und Nr. 5), Mariss Jansons (Symphonie Nr. 6), Christian Thielemann (Symphonie Nr. 7), Zubin Mehta (Symphonie Nr. 8) und Sir Simon Rattle (Symphonie Nr. 9). 

Die Edition umfasst neun CDs sowie eine Blu-ray Disc mit hochaufgelöstem Pure-Audio und drei Blu-ray Discs mit Videomitschnitten der Symphonien. Sie wird ergänzt durch ein umfangreiches Booklet mit einem Essay des Musikforschers Richard Taruskin sowie Porträts der Dirigenten, Einführungen zu den einzelnen Symphonien und zahlreiche Fotos.
 
Der berühmte Klangkörper aus Berlin spielte schon fünf Jahre nach seiner Gründung im Januar 1887 mit der Siebten Symphonie erstmals ein Werk von Anton Bruckner. Seit Arthur Nikisch stehen dessen Kompositionen regelmäßig auf dem Programm und sind spätestens seit Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan Teil der künstlerischen Identität der Berliner Philharmoniker. Mit Blick auf die Mediengeschichte des Orchesters kann man zudem festhalten, dass die erste elektroakustische Schallplatteneinspielung überhaupt im April 1928 mit Bruckners Siebter Symphonie durch die Berliner Philharmoniker unter Jascha Horenstein erfolgte – damals auf sieben beidseitig abspielbaren 78er Schallplatten. 

Die vorliegenden Aufnahmen geben einen Eindruck von der aktuell glänzenden Verfassung des Orchesters, aber auch von der zeitgenössischen Bruckner- Pflege in all ihren klanglichen, expressiven und metaphysischen Dimensionen (Stanley Dodds, Olaf Maninger). Die wie immer bei diesem hervorragenden Label exquisit gestaltete und redigierte Box legt mit den darin veröffentlichten Aufnahmen in erster Linie Zeugnis von der ungeheuren technischen Brillanz der Berliner Philharmoniker. Ich glaube, das Wort Fehler kann das Berliner Prachtorchester nicht einmal buchstabieren. Die Perfektion erlaubt einen ungetrübten Hörgenuss. Allerdings ist die musikalische Qualität – wie nicht anders zu erwarten – unterschiedlich ausgefallen. Die meisten Aufnahmen sind gut geraten. Außerordentlich und für alle Ewigkeit bestimmt sind für mich allerdings nur die Konzerte vom Jänner 2009 mit Seiji Ozawa (1.), Paavo Järvi vom Mai 2019 (2.) und vor allem mit Herbert Blomstedt (3.) vom Dezember 2017. Eher enttäuschend fallen hingegen die Begegnungen mit Bernhard Haitink und Zubin Mehta aus.

Ozawa als auch Blomstedt (der Auftritt fand sechs Monate nach dem 90. Geburtstag des schwedischen Dirigenten statt) bieten aufregende Bruckner-Lesarten voller Kontraste, eruptiv überwältigender Naturgewalten, mit fliegenden Aufschwüngen und schwindelerregenden Abstürzen, orgelhaften Säulen, metyphysischen Himmelslichtern und dunklen Ahnungen. Durchhörbar transparent und architektonisch-strukturell faszinierend ausgeleuchtet, vermitteln diese beiden Pultmagier den jugendlichsten und frischesten Klangeindruck. Mir gefallen aber auch Paavo Järvis energetische Kraft, seine extremen Crescendi, der organische Fluss all der von ihm mit Herzblut zelebrierten symphonischen Universen ausnehmend gut.

 Fazit: Symphonisches Glück auf höchstem Niveau, in drei Fällen zudem von umwerfender künstlerischer Qualität. 

https://youtu.be/CUV15GrFrJc

Berliner Philharmoniker

Anton Bruckner: Symphonien 1–9

 

Seiji Ozawa

Symphonie Nr. 1

Linzer Fassung von 1866

 

Paavo Järvi

Symphonie Nr. 2

Fassung von 1877

 

Herbert Blomstedt

Symphonie Nr. 3

Fassung von 1873

 

Bernard Haitink

Symphonie Nr. 4

Fassung von 1878/80

 

Bernard Haitink

Symphonie Nr. 5

 

Mariss Jansons

Symphonie Nr. 6

Originalfassung

 

Christian Thielemann

Symphonie Nr. 7

Fassung von 1885

 

Zubin Mehta

Symphonie Nr. 8

Fassung von 1890

 

Sir Simon Rattle

Symphonie Nr. 9

Vervollständigte Aufführungsfassung des Finales von Samale-Phillips-Cohrs-Mazzuca (1983–2008 / rev. 2010)

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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