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7 CD Box HOMMAGE á JODIE DEVOS – sämtliche Solo-Aufnahmen für das Label Alpha

21.10.2025 | Allgemein, cd

7 CD Box HOMMAGE á JODIE DEVOS – sämtliche Solo-Aufnahmen für das Label Alpha

Eine der klangschönsten und ergreifendsten Sopranstimmen ever!

devc

Nur 35 Lebensjahre waren der belgischen lyrischen Koloratursopranistin gegeben. Am 6. Juni 2024 starb Jodie Devos an einer Krebserkrankung. Ihr künstlerisches Vermächtnis ist immens. Persönlich erinnert sich Alexandre Dratwicki, künstlerischer Leiter des Palazzetto Bru Zane: „Ob man sie nur flüchtig kannte oder aus nächster Nähe, auf der Bühne oder hinter den Kulissen, es war unmöglich, sich ihrer natürlichen Liebenswürdigkeit, ihrer schelmischen Spontanität und ihrer ansteckenden Begeisterung zu entziehen, die alle zum Strahlen brachte.“

Knappe zehn Jahre beschenkte Devos das Opernpublikum vorrangig in Belgien und Frankreich mit ausgereiften und stimmlich bis in die höchsten Spitzenlagen souveränen, gestalterisch umwerfenden Porträts. Sie war Rosina, Gilda, Euridice, Lakmé, Königin der Nacht, Susanna, Blonde, Yniold, Marie in „La fille du régiment“, Olympia, Ophélie in „Hamlet“, Adèle in „Le compte Ory.“ und Lucie in der französisch sprachigen Fassung von Donizettis „Lucia di Lammermoor.“ In Liège, Brüssel, Dijon, Monte Carlo, Montpellier, Toulouse, Tours und in Paris feierte sie ihre größten Bühnenerfolge. In Österreich trat sie 2017 bei den Festwochen Alter Musik in Innsbruck als Amour im Acte de ballet „Pygmalion“ von Jean-Philippe Rameau auf. Das in Aussicht genommene Debüt an der Deutschen Oper Berlin (Lakmé) kam wegen der Coronapandemie nicht zustande.

In Belgien geboren, in Frankreich wahlbeheimatet, lernte Jodie Devos in Namur bei Elise Gäbele und Benoît Giaux sowie in London bei Lillian Watson und Audrey Hyland. 2014 wurde sie beim Concours Reine Elisabeth für Gesang Zweite und Gewinnerin des Publikumspreises. Einen Ersten Preis errang sie bei der Bell’Arte International Competition. 2015 wurde die noch nicht einmal Dreißigjährige zur Ehrenbürgerin der Stadt Namur erkoren.

Jodie Devos‘ Tonträger-Legacy, von der auf der vorliegenden Box ein wesentlicher Teil zusammengefasst wird, ist reich an Raritäten und qualitativ top. Die Alben erinnern uns an eine innige, sonnig leuchtende lyrische Stimme mit enormer Höhe, sowie einer stupenden Koloraturfähigkeit bis in die höchsten Stratosphären. Aber auch die samtige Mittellage und die warm sinnliche Tiefe begeisterte, wie im hier erstmals veröffentlichten Live-Mitschnitt vom Gaume Jazz Festival 2017 mit Klassikern von Britten (Cabaret Song ‚Tell me the truth about love‘) Satie, Gershwin, Bernstein, Legrand, Kosma bis Rodgers/Hammerstein nachzuhören ist. Patrick Leterme: „Sie verfügte über einen schlichten, direkten Glamour, einen natürlichen, ungezwungenen Groove.“ Sie verbindet das Schöne und das Einfache miteinander und bewegt sich geschmeidig zwischen den Stilen.

Devos war Trägerin einer in allen Fächern gesegneten, seelenvollen Gesangskunst, die direkt ins Herz des Publikums traf und via Tonträger nach wie vor trifft. Ihr Album mit dem wahrscheinlich größten Widerhall erschien zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach 2019. „Offenbach Coloratura“, in Zusammenarbeit mit Bru Zane entstanden, ist schlicht und einfach „haarsträubend“ sensationell. Gleichauf mit den besten Sutherland-Alben, ist „Offenbach Coloratura“ genau das Richtige für die einsame Insel. Als Virtuosin vokaler Feuerwerke schlüpft Jodie Devos in die Offenbach’schen Rollenfächer chanteuse d’agilité, chanteuse à roulade (=Koloratur) und première chanteuse légère. Und das überwiegend in Couplets, Chansons, Arien und Romanzen völlig unbekannter oder erst jüngst wieder entdeckter Raritäten aus der fruchtbaren Feder des Offenbach. So lernt auch der erfahrene Kenner wunderbare Musik aus „Boule de neige“, „Vert-Vert“, „Un mari á la porte“, „Les Bavards“, „Mesdames de la Halle“, „Le Voyage dans la lune“ oder „Le roi Carotte“ kennen. Die tollste Nummer ist vielleicht die Ariette der Prinzessin ‚Je suis nerveuse‘ aus „Le Voyage dans la lune“. Zickig launisch bricht la princesse unerwartet in ein wütendes Koloraturfusioso bis zum hohen es aus. In „Vert-Vert“ treibt die mit Selbstbewusstsein nicht sparende Sängerin ihren Dialog mit dem Publikum auf die höhnische Spitze und verachtet die schönsten Arien der Kolleginnen als ‚fade‘. Die biestige Corilla geht davon aus, dass man ohnedies kein Wort versteht, also sind auch die Texte der geschicktesten Dichter unnütz.

Mein persönliches Lieblingsalbum der Devos ist „Il était une fois“ (Es war einmal) mit der Mezzosopranistin Caroline Meng und dem Quatuor Giardini. Unterteilt in die Abschnitte ‚Sorglosigkeit, Melancholie und Glückseligkeit‘ sinnieren die einsame Prinzessin und ihre Schwester märchenselig über die Liebe. Ein Ball muss her. Da langweilt sich der Prinz mit den berechnenden Verehrerinnen. Erst die Begegnung mit der Prinzessin (musikalisch hören wir das Duett des Prinzen Caprice mit der Prinzessin Fantasia aus als „Le Voyage dans la lune“) ändert alles. Sie läuft davon, er nach, am Ende findet er sie und sie sich. Die beiden Frauen haben mit dem Duett von Olympia und Agathe aus Gaston Serpettes „La demoiselle du téléphone“ das letzte Wort. Köstlich unterhaltsam sind zudem die Transkriptionen der Musikstücke für Klavierquartett.

Raritätensammler dürfen sich auf das Album „Bijoux perdus“ – Auf den Spuren von Marie Cabel freuen. Dieser belgischer Koloratursopranistin widmete Meyerbeer „Dinorah“. Sie wirkte als Philine bei der Uraufführung der Ambroise Thomas‘ Oper „Mignon“ mit. Aus dem Repertoire der famosen Vorgängerin sind auf dem Album Arien u.a. aus den Opern „Galathée von Victor Massé,Le songe d’une nuit d’été“ von Ambroise Thomas, „Jaguarita l’Indienne“ von Fromental Halévy oder „Le Bijou perdu“ von Adolphe Adam zu entdecken.

Aber auch als Liedinterpretin – Album „And love said“ – oder als Konzertsängerin im Pergolesi „Stabat Mater“ weiß Jodie Devos Akzente zu setzen und ihre ganz spezifische persönliche Note einzubringen.

Anmerkung des Herausgebers und Direktor von Alpha Classics Didier Martin: Der Erlös aus dem Verkauf der Box wird vollständig an den 2025 gegründeten Fonds Jodie Devos gespendet, dessen Ziel es ist, die Kunst des Operngesangs zu fördern und zu vermitteln.

Die ganz große Empfehlung! Tolle, bestausgestattete Box mit einem reich bebilderten 240 Seiten Booklet inkl. aller Texte zweisprachig.

Inhalt der Box

1.CD „Offenbach Colorature“ – Jacques Offenbach: Arien aus Boule de Neige, Vert-Vert, Orphée aux Enfers; Un Mari á la Porte, Fantasio, Les Bavards, Mesdames de la Halle, Le Roi Carotte, Les Bergers, Les Contes d’Hoffmann, Robinson Crusoe, Le Voyage dans la Lune (2017); Münchner Rundfunkorchester unter Laurent Campellone

2.CD „And Love said…“ – Frank Bridge: come to me in my dreams; Love went a-riding / Irene Poldowski: To Love; Reeds of Innocence / Ralph Vaughan Williams: Let Beauty awake / Roger Quilter: Love’s Philosophy / Ivor Gurney: Orpheus; Tears; Under the Greenwood Tree; Sleep; Spring / Benjamin Britten: Let the florid Music praise; New the Leaves are falling fast; Seascape; Nocturne; As it is plenty / Darius Milhaud: Love, my Heart longs Day and Night; Peace, my Heart / Patrick Leterme: My Voice; Her Voice / William Walton: Daphne; Through gilded Trellises; Old Sir Faulk / Germaine Tailleferre: Tu me chamas / Freddy Mercury: You take my Breath away (2020) NicolasKrüger Klavier

3.CD „Bijoux Perdus“ – Victor Masse: Air de la Lyre aus Galathée / Giacomo Meyerbeer: Air de Dinorah aus Le Pardon de Ploërmel; Prière et Barcarolle aus L’etoile du Nord / Ambroise Thomas: Cavatine d’Elisabeth & Air d’Elisabeth aus Le Songe d’une Nuit d’été; Récit et Polonaise aus Mignon / Fromental Halevy: Air de Jaguarita aus Jaguarita l’Indienne / Adolphe Adam: Air de Toinon aus Le Bijou Perdu / Daniel-François-Esprit Auber: Air de Manon aus Manon Lescaut; Air de Carlo aus Le Part du Diable (2021) Brussels Philharmonic, Flemish Radio Choir; Dirigent: Pierre Bleuse

4.CD Giovanni Battista Pergolesi: Stabat Mater (Pariser Version 1769 für Sopran, Mezzosopran, Chor, Streicher) / Joseph Haydn: Symphonie Nr. 49 „La Passione“ (2021), Le Concert de la Loge unter Julien Chauvin

5.CD „Poetiques de l’Instant“ – Claude Debussy: Proses lyriques; Streichquartett g-moll op. 10; Sonate für Flöte, Viola, Harfe / Yves Balmer: Fragments soulevés par le Vent (2021) Quatuor Voce

6.CD „Il etait une Fois“ – Märchen für zwei Singstimmen & Klavierquartett, zusammengestellt und transkribiert von Alexandre Dratwicki. Musik von Silver, Offenbach, Rile, Massenet, Viardot, Chausson, Rossini, Toulmouche, Severac, Schmitt, Serpette (2015), Quatuor Giardini

7.CD „Concert au Gaume Jazz Festival 2017“ – Tell me the Truth about Love (Britten); Je te veux (Satie); The Man I love (Gershwin); I have a Love (Bernstein); Les Feuilles Mortes (Kosma); J’avais tellement peur de ne pas te trouver (Legrand); Summertime (Gershwin); My favourite Things (Rodgers) (mit Jean-Philippe Collard-Neven, Klavier; Steve Houben, Saxophon & Flöte; Jean-Louis Rassinfosse, (Kontrabass)

Hinweis: Opern-Filmmitschnitte mit Jodie Devos gibt es von Jacques Offenbach „La vie Parisienne“ in einer Inszenierung von Christian Lacroix von Bru Zane France sowie von Gioacchino Rossinis „Le Comte Ory“ live aus der Pariser Opéra comique 2017.

Link zu Mozarts Konzertarie ‚Vorrei spiegarvi oh Dio‘, KV 418 mit Jodie Devos 2020

https://www.youtube.com/watch?v=uUWpBnG22Gc&list=RDuUWpBnG22Gc&start_radio=1

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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