13 FRAUEN AUS DER GESCHICHTE DES NHM WIEN
Hrsg. von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid & Andrea Krapf,
144 Seiten, Verlag des Naturhistorischen Museums, ,2025
Frauen in der Wissenschaft
Man kann sich in der Museumslandschaft Wiens heutzutage nicht über eine unzureichende „Frauenquote“ beschweren. Bis kürzlich war das Kunsthistorische unter weiblicher Leitung, in der Nationalbibliothek, im MAK, in der Akademie der bildenden Künste, im KunstForum und neuerdings auch im Weltmuseum stehen Damen an der Spitze, und im Naturhistorischen Museum obliegt die Leitung des Hauses seit 2020 Generaldirektorin Katrin Vohland. Dennoch – der Weg, sowohl in der Wissenschaft wie in den Institutionen hoch zu kommen, war für viele Frauen steinig. Und jene, die es doch geschafft haben, sind teilweise kaum bekannt.
Zum diesjährigen „Weltfrauentag“ hat das Naturhistorische Museum eine weibliche „Aktionswoche“ ausgerufen (und die Damen und Herren des Hauses vor einem „Kaiserinbild“ (im Zentrum Maria Theresia) versammelt – jener Maria Theresia, der man so viel Böses nachsagt, aber zumindest konzediert, dass sie ihre Länder und Völker durch Bildung und Wissenschaft modernisieren wollte.
Als Dokumentation der hauseigenen Frauengeschichte hat man im Eigenverlag das Buch „13 Frauen aus der Geschichte des NHM Wien“ herausgegeben, das auf vielen Ebenen funktioniert.Als Rückschau in die Geschichte, als Biographien-Sammlung wichtiger Frauen, als „poetischer“ Beitrag und, wenn Menschen lieber Bilder sehen als lesen, mit einen Graphic Novel Anteil.
Der Rahmen der ausgewählten Frauen ist breit gesteckt, von den Pionierinnen der Wissenschaft bis hin zu Aktivistinnen, die soziale Veränderungen anstrebten. Nur wenige sind so bekannt wie Ida Pfeiffer, die als allein reisende Frau zu den Vorreiterinnen weiblich- wissenschaftlicher Unternehmungslust zählte. Schön, dass auch an die Habsburger und Habsburgerinnen erinnert, wird, von denen viele ihr Interesse nicht nur der Kunst, sondern auch in hohem Maße der Naturwissenschaft zuwandten (wenn auch Maria Theresias Gatte Franz Stephan I. von Lothringen mehr Zeit und Geld hatte, seine naturwissenschaftlichen Interessen zu pflegen und ganze diesbezügliche Sammlungen zu kaufen).
Maria Theresia und Joseph II. haben die Sammlungen dem allgemeinen Publikum zugänglich gemacht. Als Erzherzogin Leopoldine nach Brasilien reiste, um dort Kaiserin zu werden, schickte ihr Vater, Kaiser Franz I., eine ganze Kompagnie erstklassiger Naturwissenschaftler mit. Was sie heim brachten, stellt einen großen Teil der heutigen Sammlung des NHM dar. Bei den Habsburgern gedenkt man übrigens auch der Kronprinzessin Stephanie, die nach dem Tod von Kronprinz Rudolf seine naturkundliche Sammlung an das Hofmuseum und an Schulsammlungen übergab.
Es ist ja auch bemerkenswert, welchen Rang man der Sammlung einräumte, dass man im Rahmen der Ringstraßen-Bauten dem „Naturhistorischen“ (von Semper und Hasenauer erbaut) genau denselben Rang einräumte wie dem „Kunsthistorischen“ vis a vis. Seit der Eröffnung 1889 zählt das Haus, das kann man ohne Übertreibung sagen, zu den Lieblingsorten der Wiener.
Neben den Damen, die ausführlich behandelt werden, gibt es noch Kurzbiographien anderer bedeutender Naturwissenschaftlerinnen, etwa von Etta Becker-Donner, die 20 Jahre lang Direktorin des Museums für Völkerkunde war, der aus Kolumbien stammenden Zoologin Ruth Contreras-Lichtenberg. der polnischen doppelten Nobelpreis-Trägerin Marie Skłodowska Curie oder auch Johanna Dohnal. die als Frauenstaatsekretärin auch für das Naturhistorische Museum aktiv wurde – und viele andere, die Erinnerung verdienen.
Ausführliche Biographien gelten nun u.a. der erwähnten Ida Pfeiffer, „Leo“ von Littrow, wo kein Leopold dahinter steckt, sondern eine Leontine, eine Malerin, die man immerhin ein Saalgemälde im Haus gestalten ließ (obwohl eine unverheiratete Frau, die noch dazu als Malerin ihren Lebensunterhalt verdiente, damals höchst suspekt war), Marie Hein, deren große Leistung an der Seite des Gatten, des Orientalisten Wilhelm Hein, selten hoch genug geschätzt wurde, Elisabeth Ruttkay, die führende Expertin des Neolithikums in Österreich, die Zoologin Anita Gamauf, die ihr Leben der Erforschung und dem Schutz der Vogelwelt widmete, und viele andere mehr.
Neben den historischen Damen vergißt man die Gegenwart nicht: Mitarbeiterinnen antworten auf Fragen, was die „weibliche Seite“ ihrer Arbeit bedeutet. Und einen Blick in die Zukunft wirft man auch (man wählte das Jahr 2041 – falls die Welt dann noch steht): Da ist weibliche Ungleichheit für die Dame kein Thema mehr. Ein Ziel, das alle Frauen anstreben, natürlich auch jene, die sich hier an ihre Vorbilder erinnerten und heute ihre wertvolle Arbeit für das Naturhistorische Museum leisten.
Renate Wagner