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ZÜRICH/Oerlikon-Theater: WICKED – das Broadway und West End Musical-Phänomen zu Gast in Zürich

13.12.2017 | Operette/Musical

Zürich-Oerlikon/Theater 11: Wicked- Das Broadway und West End Musical-Phänomen zu Gast in Zürich

Besuchte Aufführung: 12.12.2017
Schon nur beim Betreten des Auditoriums vom Theater 11 in Zürich-Oerlikon, welches Platz für 1500 Besucher bietet, wird die Vorfreude auf das bevorstehende Spektakel entfacht. Die Seiten des Bühnenportals, sowie der Bühnenboden,sind mit Zahnrädern und verspielten Verzierungen versehen. Auf dem noch geschlossenen Vorhang ist eine Karte der Welt von Oz dargestellt, in deren Mitte „Emerald-City“ (die Smaragd-Stadt) in grünem Schimmer thront. Doch der wahre Blickfänger ist der riesige Drache, welcher oberhalb des Bühnenportals in den Zuschauerraum ragt. Um es vorwegzunehmen, das Bühnenbild von Wicked ist phänomenal und als sich der Vorhang endlich hebt und der Blick auf die wundervolle Welt von Oz freigemacht wird, ist man am Ende wie erschlagen, in Anbetracht dessen, wie oft man doch von dem liebevoll gestalteten, wandelbaren und pompösen Bühnenbild überrascht wurde. Zu verdanken haben wir dies dem Bühnenausstatter Eugene Lee, sowie Kenneth Posner, der die Lichtregie konzipierte. Auch die Kostüme, welche von Susan Hilfertyentworfen wurden, fügen sich perfekt in die Szenerie ein und tragen zu der magischen Atmosphäre der Inszenierung bei.

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©Freddy Burger Management

Gelobt sei auch die Regie von Joe Mantello. Seine Personenführung ist exzellent und er schafft es emotionale, rührende aber auch humorvolle Situationen zu kreieren. Die Darsteller überzeugen allesamt mit grossen Stimmen und hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Die grüne Hexe Elphaba wird von Amy Ross verkörpert. Sie besitzt eine kraftvolle Stimme und kann das Publikum in „Defying Gravity“, „The Wizard and I“ oder „As longasyou’remine“, mitreissen. Helen Woolf gibt die Rolle der Galinda. Was sie an Slapstick, Spielfreude, Emotionalität und gesanglichem Können mitbringt, ist schier unglaublich. Ihre leichte Stimme kommt vor allem im Lied „Popular“ wunderbar zur Geltung. Fiyero, der männliche Protagonist des Stückes, wird von Aaron Sidwellgespielt und gesungen. Er macht seine Sache sehr gut, kann jedoch nicht ganz mit den Stimmen seinen Bühnenpartnerinnen mithalten. Kim Ismay gibt eine entzückende Madame Morrible und ist für manchen Lacher verantwortlich. Auch die weiteren Nebenrollen sind vortrefflich besetzt. So gibt Emily Shaw eine rührende Nessarose, Steven Pinderübernimmt gekonnt die Rolle des Wizard of Oz, sowie des Dr. Dillamond und Iddon Jones spielt amüsant die Rolle des Boq. Unterstützt werden die Solisten von dem 24 Köpfigen Tanz-und Gesangsensemble, welche erstaunliche Choreographien und Chorpartien vorweisen können. Für die Tänze ist James Lynn Abbott verantwortlich.
Das wahre Highlight der Show ist jedoch die Musik vom Komponisten Stephen Schwartz. Der dreifache Oscar-Preisträger erweckt die Welt von Oz auf seine Weise zum Leben und reisst das Publikum mit rockigen Balladen, grossen Ensemble-Nummern und einer dichten Orchestration, die für eine gelungene musikalische Untermalung der Handlung sorgt, von den Stühlen. Das 15-Köpfige Orchester der Tour-Produktion unter der Leitung von David Rose, fällt überraschend gross aus und trägt ebenfalls zum grossartigen Erfolg in Zürich bei.

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Helen Woolf
und Amy Ross als Galinda und Elphaba ©Freddy Burger Management

Die Handlung basiert auf dem gleichnamigen Buch von Gregory Maguire, welches auf dem berühmten Kinderbuch von L. Frank Baum „The Wizard of Oz“ aufbaut, beziehungsweise vor dessen Geschehnissen spielt. Man erfährt also, wieso die Hexe des Westens überhaupt gefürchtet und gehasst wird und inwiefern der Zauberer von Oz darin verwickelt ist. Wer das Buch gelesen hat, ist definitiv im Vorteil und wird während der Aufführung auf interessante Parallelen stossen. Die Thematik der Ausgrenzung und Unterdrückung mancher Wesen in der Welt von Oz ist pädagogisch wertvoll umgesetzt und besonders für Kinder sehr lehrreich. Die Geschichte wirkt zudem nie langfädig und ist ein Spass für kleine, als auch grosse Besucher.

Man muss dem Theater 11 gratulieren, dass es den grossen Schritt gewagt und eine derart gewaltige Produktion ins Haus geholt hat. Das Publikum bedankt sich am Schluss mit einer Standing-Ovation und tosendem Applaus. Das haben sich alle Beteiligten mehr als redlich verdient. Wer diese Erfolgsproduktion erleben möchte, ohne die Absicht zu haben zwingend nach London oder New York zu fliegen, hat noch bis am 31.12.17 Zeit, sich in Zürich in die Abenteuerliche Welt von Oz zu begeben.

Philipp Borghesi

 

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