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Zürich/Tonhalle Maag: YOUNG SOLOIST ON STAGE – Orpheum Konzert

25.05.2019 | Konzert/Liederabende


David Zinman und Timothy Ridout. Foto: Thomas Etzeroth

Zürich: YOUNG SOLOISTS ON STAGE – Orpheum-Konzert am 24.5.2019 –

Maag Tonhalle Zürich  

Immer wieder neue junge ausserordentliche Talente

Die Orpheum-Stiftung, die 1991 ins Leben gerufen wurde, gibt jungen, ausserordentlich begabten Talenten eine solide Auftrittsmöglichkeit mit renommierten Ensembles. An diesem Abend war es das Tonhalle-Orchester unter der Leitung des ehemaligen und langjährigen Chefs David Zinman, mit dem es ein gefeiertes Wiedersehen gab. Man merkte es auch dem Tonhalle-Orchester an, mit dem er so viele preisgekörnte CD-Aufnahmen realisierte, dass sie „Spass an der Freud“ hatten, wieder unter seiner umsichtigen und uneitlen Art zu musizieren.

 Auch diesmal hatte sich David Zinman zweier Talente angenommen, denen er eine schöne Plattform gab, um sich von der besten Seite zu zeigen.

Beim 1. Klavierkonzert von Beethoven war der Pole Szymon Nehring der Solist. Er hat schon Einiges vorzuweisen, war Schüler von Krystian Zimerman und 2017 Gewinner der Arthur Rubinstein International Piano Master Competition Tel Aviv. Gleich im 1. Satz vermochte er, der dominanten Führung durch David Zinman Kontra zu geben, um im 2. Satz die Führung zu übernehmen und dann so richtiggehend musikalisch loszulegen. Dass Pianisten schon mal das „Handwerk“ beherrschen müssen, um sich im Haifischbecken der Konkurrenz überhaupt bemerkbar machen zu können, ist schon selbstverständlich. Da gehört noch das spezielle Etwas dazu, das Nehring im 2. Und 3. Satz so überzeugend einbringen konnte. Wunderbar entspannte und doch spannungsvolle Phrasierung hörte man da, schwebend über dem Orchester wie eine Ballerina, und dann wieder zupackend, voll männlicher Energie im 3. Satz, sekundiert vom prächtig aufspielenden Tonhalle-Orchester, machte es auch Zinman sichtbar Freude, mit diesem jungen Künstler zu musizieren.

Nach der Pause trat der Brite Timothy Ridout auf und zwar mit dem Bratschen-Konzert seines Landsmanns William Walton (1902 – 1983). Die Bratsche ist ja nicht unbedingt das populärste Instrument und für Solo-Konzerte prädestiniert. Aber so wie Ridout sein über vierhundert Jahre altes Pracht-Instrument zum Leuchten brachte, war von höchstem Niveau.  Da klang es einmal wie samtene Töne von einem Cello, dann wieder flirrend wie ein in höchsten Tönen virtuos singender Sopran. Eine hoch musikalische Phrasierung, ein sicheres, selbstbewusstes  Auftreten liessen uns einen ausserordentlichen Künstler hören und kennen lernen.

Zum Kehraus des beglückenden Konzertes präsentierte uns David Zinman mit „seinem“ Tonhalle-Orchester die „Sinfonischen Tänze aus der West Side Story. Und man musste einmal mehr feststellen, welch genialer Komponist Leonard Bernstein (1918 – 1990) doch war. Wie er in diesen rein sinfonischen Stücken die verschiedensten Stile (von Tschaikowsky über Mahler bis zum Jazz) und übereinander gelagerten Rhythmen zu einer mitreissenden Einheit verschmolz, macht einen immer wieder von neuem erstaunen. Dabei ist eben Bernstein so originell und einfallsreich, immer wieder den Versuchungen eines billigen Effektes auszuweichen und dem Publikum, das möglicherweise eine sich anbietende Sequenz erhoffte, eine Nase zu drehen und in eine ganz andere, unerwartete Richtung zu gehen: einfach genial!

Grosser Erfolg für die beiden Solisten, das Tonhalle-Orchester und David Zinman!        

John H. Mueller

 

 

 

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