ZÜRICH / Tonhalle Maag: Filmkonzert „Casablanca“, 05.09.2020
Vieles wird ohrenfällig
Das Tonhalle Orchester Zürich setzt seinen Saisonbeginn mit der ersten Schweizer Vorführung von «Casablanca» (Michael Curtiz, Musik von Max Steiner) mit Live-Orchesterbegleitung fort. Und das ausserordentlich erfolgreich.
Frank Strobel (Foto: Marco Ehrhardt)
Der Komponist der Filmmusik, Max Steiner, Spross einer wohlhabenden und gut vernetzten Wiener Theater-Dynastie (Grossvater Maximilian war Direktor des Theaters an der Wien), ging wie viele Künstler vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Vereinigten Staaten. Bevor ihn 1929 der Beginn des Tonfilms nach Hollywood zog, war er als Komponist, Arrangeur und Dirigent am Broadway tätig.
Steiner gehört wie Erich Wolfgang Korngold, Franz Waxmann und Miklós Rósza zu den Begründern des Hollywood-Sounds, der von der Spätromantik ausgehend dem Film eine neue Klanglichkeit erschloss. Ausgebildet bei Gustav Mahler und Richard Strauss, der sein Taufpate war, machte er deren Schaffen und das von Alexander Zemlinsky, Franz Schreker und anderen Zeitgenossen dem Film verfügbar.
Zu Steiners bekanntesten Scores gehören „Vom Winde verweht“, „King Kong“ und „Casablanca“. Gut zwei Dutzend Mal für den Oscar nominiert, erhielt er die Auszeichnung für „Der Verräter“ (The Informer, 1935), „Reise aus der Vergangenheit“ (Now, Voyager, 1942) und „Als du Abschied nahmst“ (Since You Went Away, 1944).
„Casablanca“ wurde in der Tonhalle Maag mit Ausnahme jener Szenen, in denen im Film der Jazzmusiker Dooley Wilson mit „As Time Goes By“ auftritt live begleitet. Durch die Aufführung des Films mit Live-Orchester wird Steiners leitmotivische Arbeit mit „As Time Goes By“ und der Marseillaise um vieles deutlicher als im Kino oder heimischen Fernsehsessel.
Das Tonhalle-Orchester Zürich unter Leitung von Frank Strobel erweist sich auch im Genre der Filmmusik als absolut stilsicher, so dass der Abend zu einem grossen Erlebnis wird.
05.09.2020, Jan Krobot/Zürich