Felix Mendelssohn Bartholdy: Paulus • Tonhalle Zürich • Konzert: 18.12.2025
(2. Konzert • Premiere am 17.12.2025)
«Paulus» zu Weihnachten
Die Aufführung von Mendelssohn Bartholdys «Paulus» ist – neben Mahlers 2. Sinfonie – das zweite grosse Projekt der Zürcher Sing-Akademie in der laufenden Saison und bietet zum Jahresende einen Neustart: «Florian Helgath, der als Künstlerischer Leiter und Dirigent der grossartigen Zürcher Sing-Akademie viele unserer Konzerte mitgeprägt hat, dirigiert nun erstmals auch unser Orchester» (Tonhalle Magazin 1 2025-2026).

Foto © Christian Palm
Florian Helgath hat die musikalische Leitung des Abends inne und dirigiert zum ersten Mal das Tonhalle Orchester Zürich. Helgath gelingt die Gegenüberstellung der zeitgenössischen, lyrischen Formen und den klassischen Formen seines Vorbilds Bach, die Verbindung von Tradition und aktuellen Tendenzen tadellos. Das Problem ist nun, dass er deutlich zu laut, dem erschreckend schwach besetzten Saal unangemessen laut dirigiert. So kommt es immer wieder vor, dass der Chor, die Zürcher Sing-Akademie, und die Solisten bei lauteren Stellen gnadenlos zugedeckt werden und die Textverständlichkeit leidet. Einem Dirigenten, der die Tonhalle so gut kennt, dürfte das eigentlich nicht passieren.
Das Tonhalle Orchester Zürich klingt in den «leichten», lyrischen Stellen schlicht perfekt. Samtweiche Streicher, strahlende Blechbläser und warme Holzbläser verschmelzen zum idealen Mendelssohn-Klang. In den lauteren, prunkvolleren Stellen tönt dieser Mendelssohn Bartholdy aber rasch wie pompöser Wagner
Die Zürcher Sing-Akademie überzeugt besonders in den Chorälen mit sattem Klang und mustergültiger Textverständlichkeit. In den von zeitgenössischen Formen geprägten Chor-Passagen lässt die Textverständlichkeit etwas nach.
Christina Landshamer gibt Sopran-Part mit voller, leicht dunkel schattierte, tadellos fokussierter Stimme und guter Textverständlichkeit. Anke Vondung gibt den Alt-Part mit klarer, direkter stimme und perfekter Textverständlichkeit. Werner Güra bietet eine Referenz-Interpretation des Tenor-Parts. Sein heller Tenor mit leichten Spuren von Metall spricht in allen Lagen perfekt an und seine perfekte Textverständlichkeit macht seine Interpretation zum wahren Genuss. Michael Volle in der Bass-Partie agiert mit Güra auf Augenhöhe, so dass ihre Duette zum puren Genuss werden.
Ein durchwachsener Abend.
Keine weiteren Aufführungen.
19.12.2025, Jan Krobot/Zürich

