Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ZÜRICH/ Park der Villa Schönberg: „Mit Zinken und Posaunen…“ Serenaden-Konzert

13.08.2020 | Konzert/Liederabende

Frithjof Smith | Lescornetsnoirs
Frithjof Smith (Leiter Cornets Noirs). Foto: Privat

Zürich: „Mit Zinken und Posaunen…“

Serenaden-Konzert im Park der Villa Schönberg Zürich, 12.8.2020

Im Park der Villa Schönberg wurden – Corona zum Trotz – die Serenaden-Konzerte unter grossem Erfolg durchgeführt. Auf der Wiese, unter schattigen Bäumen, wo einst Richard Wagner als Gast im Asyl auf dem Grünen Hügel auf Einladung von Mathilde und Otto Wesendonk wandeln mochte, waren im Schachbrettmuster die Stühle aufgestellt. Die einstündigen Konzerte wurden jeweils zweimal (19 und 21 Uhr) abgehalten.

Zum Abschluss der Serenaden-Konzerte trat das Ensemble „Les Cornets Noirs“ auf. Das Ensemble nennt sich so, weil die Zinken von schwarzem Leder eingefasst waren. Die sechs Ensemble-Mitglieder (Frithjof Smith und Gebhard David, Zinken, sowie Simen van Mechelen, Christine Brand, Joren Elsen und Joost Swinkels, Posaunen) spielten eine abwechslungsreiche Auswahl von Stücken aus der Zeit der Renaissance bis in das hohe Barock auf zwei Zinken und vier Posaunen in verschiedenen Mensuren (Alt-, Tenor- und Bass-Posaunen).

Die Virtuosen dieser Instrumente hatten sich in alter Zeit zu Ensembles in dieser Zusammensetzung im Italien der Renaissance zusammengefunden und spielten zu allerlei Anlässen auf, so auch bei Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Bald gab es solche Ensembles auch diesseits der Alpen, die in Italien genannten Piffari hiessen sodann Stadtpfeifer und waren strikten Zunft-Regeln unterworfen. So war es bei Strafe für Aussenstehende nicht erlaubt, diese Instrumente zu spielen, sogar ohne Erlaubnis der Zunftmeister Unterricht zu geniessen. Italiens berühmteste Komponisten wie Monteverdi, Malvezzi, Gabrieli, Merulo etc. schrieben Stücke, die die obertonreichen Klänge dieser Instrumente zu erstaunlich harmonischen Wendungen führten. Die Kompositionen diesseits der Alpen unterscheiden sich eher durch bodenständige Rhythmen und fast volksliedhafte Melodieführung. Die Chaconne des Johann G.C. Störl löste an diesem sommerlichen Abend so etwas wie Beschwingtheit aus. Die Rorate Coeli von Jacob Handl und die Sonaten des Daniel Speer deuten schon in den üppigen Barock-Klang. Sehr schön der Abschluss des abendlichen Konzerts mit der 31. Sonata von Johann Vierdanck. Frithjof Smith, Zinkist und Leiter der „Cornets Noirs“, erzählte Wissenswertes über die Besonderheit des Zink, quasi Vorläufer der Oboe, und wusste von witzigen Anekdoten und Beobachtungen von Zeitgenossen zu berichten.

Sowohl Zinken als auch Posaunen wurden ohne Ventile gespielt, sodass die Spieltechnik Einiges an Können voraussetzte. Und auch in sommerlich schwüler Hitze und bei starkem Wind liess sich das Ensemble vom tadellosen Konzertieren nicht abbringen und erbrachte in beiden Konzerten mit unterschiedlichen Programmen vollkommene Bläserkunst, sodass einem ungetrübten Ohrenschmaus nichts mehr im Wege stand.             

John H. Mueller

 

Diese Seite drucken