Opernhaus Zürich, Finale: Das grosse Musikfestival zum Abschluss der Saison 2019/20
Philharmonisches Konzert „Finale“, Opernhaus Zürich, 04.07.2020
Der Höhepunkt seiner die schöpferischen Kräfte aufrufenden Bemühungen
„Die Uraufführung der Metamorphosen (am 25. Januar im kleinen Tonhallesaal) trug den Charakter eines Ereignisses sowohl um des künstlerischen Range des Werkes willen, als auch weil es das erstemal war, dass eine Strausssche Schöpfung in der Schweiz aus der Taufe gehoben wurde.“ berichtet die Abendausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom Montag 28. Januar 1946.
Der Abend, von dem zu berichten ist, trug auch den Charakter eines Ereignisses, wenn auch eines bedeutend Kleineren: Das Opernhaus Zürich meldet sich nach Corona zurück. Erstes Stück des Konzerts der Philharmonia Zürich unter GMD Fabio Luisi waren Richard Strauss «Metamorphosen» für 23 Solostreicher (Adagio ma non troppo – Agitato – Più allegro – Adagio, tempo primo – Molto lento; 1944-45).
Über das Werk berichtet Redaktor uh der NZZ: „Nachdem nun auch der grösste lebende Meister der Musik, Richard Strauss, der Anregung Sachers, für das Kammerorchester des Collegium Musicum Zürich ein Streicherwerk zu schreiben, Folge gegeben hat, ist zweifellos der Höhepunkt seiner die schöpferischen Kräfte aufrufenden Bemühungen erreicht.“ – „Strauss ist als Einundachtzigjähriger so gut wie zur Zeit der sinfonischen Dichtungen, der „Salome“ und der „Ariadne“, wieder einmal derjenige, der sich auf Bahnen begibt, die vor ihm keiner betreten hat.“ – „Metamorphosen“ – Das sind nicht die üblichen Variationen über irgend ein Thema, vielmehr unablässige Umwandlungen (vor allem melodischer, kombinatorischer und harmonischer Art) von grosslinig-plastischen Themen, die, in drei Gruppen aufgeteilt, in phantasieartig-freier, aber doch an den Aufbau eines Sonatensatzes erinnernden Entwicklung, einen einzigen, weitgespannten Tonsatz von etwa 26 Minuten Dauer konstituieren.“
Die 23 Streicher der Philharmonia folgten jeder Geste ihres GMD und hatten immer auf Kante musizierend einen grossartigen Abend, der an nichts zu wünschen übrig liess und vom wegen Corona gelichteten (nur jeder zweite Platz war besetzt) Publikum heftigst akklamiert wurde.
©Dominic Büttner
Als zweites Werk spielten die nur auf einer Position veränderten 23 Streicher Arnold Schönbergs «Verklärte Nacht», op. 4 (1899) nach einem Gedicht von Richard Dehmel in der Fassung für Streichorchester (Grave – Molto rallentando – Pesante – Adagio – Adagio; 1943). Auch hier setzte sich der unerwartet positive Eindruck fort.
Der Einstieg ins Festival hätte besser nicht gelingen können!
Weitere Aufführung: Sonntag 5. Juli 2020, 11.15, Opernhaus Zürich.
05.07.2020, Jan Krobot/Zürich