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ZÜRICH/ Opernhaus: VERDI-GALA – eine Gala, die ihren Namen verdient hat

28.09.2020 | Oper international

Verdi-Gala, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 27.09.2020 nachmittags

 (2. Vorstellung seit der Premiere am 22.09.2020)

 Eine Gala, die ihren Namen verdient hat

Die Verdi-Gala steht, wie alles im Moment, unter dem Eindruck von Corona, denn sie ist an Stelle der Wiederaufnahme der nicht produzierten «I vespri siciliani» (es wird wohl ein Geheimnis bleiben, warum man nicht die Originalfassung aussuchte) in den Spielplan gekommen.


Foto: T + T Fotografie / Toni Suter  + Tanja Dorendorf

Die Überraschung des Nachmittages ist die Philharmonia Zürich unter Fabio Luisi (ist das Auftreten im Frack Unwissen oder Ignoranz?). So hervorragend hat man Verdi in Zürich schon lange nicht mehr gehört. Es wird höchst konzentriert und lebendig musiziert, so dass das Orchester zum grossen Pinsel wird und eindrücklich Stimmungen zeichnen kann. So zart und fein hat man die Morgenstimmung aus «Simon Boccanegra» selten gehört («Come in quest’ora bruna»), die drückende Last des Klosterlebens glaubt man auf der eigenen Schulter zu spüren (Don Carlo: « Tu, che la vanità»). Für das ausserordentlich geschmackvolle Cello im Don Carlo («Ella giammai m’amo») geht ein besonderes Lob an Claudius Herrmann.

Maria Agresta überzeugte in ihren Auftritten, «Tu, che la vanita» und «Io vengo domandar» aus Don Carlo, «Come in quest’ora bruna» aus Simon Boccanegra und «Tace la notte» aus Il trovatore, mit ihrem wunderbar vollen, höchst agil geführte  Sopran und bot mustergültige Interpretationen. Tenor Bryan Hymel ist seine Stücke, «Quando le sere al placido» aus Luisa Miller, «Io vengo a domandar» aus Don Carlo und «Di quella pira» aus Il trovatore tenoral leidenschaftlich mit sicheren Höhen angegangen. Weniger wäre trotzdem mehr: dann würde die Stimme weniger malträtiert und gequetscht klingen. Quinn Kelsey konnte mit «Il balen del suo sorriso» aus Il trovatore, «Perfidi! All’anglo» aus Macbeth und «M’ardon le tempia» aus Simon Boccanegra auf ganzer Linie überzeugen und erinnerte phasenweise an Zürcher Publikumslieblinge der Vergangenheit. Alexander Vinogradov mit seiner herrlichen Bassstimme und so herrlichen Stücken wie «O patria, o cara patria» aus I vespri siciliani, «M’ardon le tempia» aus Simon Boccanegra und natürlich «Ella giammai m’amò» war der unbestrittene Star des Nachmittags.

Alles in allem eine Gala, die den Namen verdient hat.

Weitere Aufführungen: Di. 29. Sep. 19.00; Fr. 02. Okt., 19.00; Di. 06. Okt., 19.30.

27.09.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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