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ZÜRICH/ Opernhaus: TRISTAN UND ISOLDE – Wiederaufnahme

27.06.2022 | Oper international

Richard Wagner: Tristan und Isolde • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 26.06.2022

Ein kurzer, knackiger Zweitapplaus

Mit «Tristan und Isolde» ist in dieser auch das zweite Werk aus dem Schaffen Richard Wagners, das eine besondere Verbindung zu Zürich hat, am Opernhaus zu erleben. Zu Beginn des dritten Aufzugs ergreift das Publikum die Initiative und macht mit einer kurzen Wiederholung des Auftrittsapplaus des Dirigenten auch den letzten Schwätzern klar, dass es weitergeht.

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Foto © Toni Suter

GMD Gianandrea Noseda kann den positiven Eindruck von «Il trovatore» und «Das Rheingold» leider nicht bestätigen. Das gute Verhältnis zum Orchester ist in jedem Moment spürbar und die Philharmonia Zürich folgt ihm willig und hochkonzentriert. Aber das Lautstärke-Spektrum ist nach oben hin zu breit: Noseda peitscht die Philharmonia so durch die Partitur, dass vom «forte» an die Solisten gnadenlos zugedeckt werden. Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung Ernst Raffelsberger) absolviert seinen Part klangstark und mit bester Textverständlichkeit.

Camilla Nylund als Debütantin in der Rolle der Isolde hat leider keinen guten Tag erwischt: Die Stimme weist an diesem Nachmittag kaum Fundament auf und vermag dementsprechend nicht zu tragen. Bei mässiger Diktion ist sie die Haupt-Leidtragende der Lautstärke-Orgien im Graben. Michelle Breedt sang schon an der Premiere der Produktion am 10. Dezember 2008 die Brangäne. Ihre Diktion ist deutlich besser, aber auch sie, ihre Interpretation ist immer noch fein ausgearbeitet wie an der Premiere, wird häufig zugedeckt. Michael Weinius gibt den Tristan mit hellem, eher lyrisch positionierten Tenor. Die szenische Darstellung liegt ihm etwas weniger. Franz Josef Selig gibt mit profundem Bass einen eindrucksvollen König Marke. Martin Gantner, der in der Premiere als Kurwenal debütierte, gebührt die Krone des Abends für eine musikalisch wie szenisch perfekte Interpretation. Schlicht mustergültig ist seine Diktion. Todd Boyce als Melot, Thomas Erlank als Hirt und Stimme des Seemanns und Andrew Moore Steuermann komplettieren das Ensemble.

Die Inszenierung von Claus Guth in der Ausstattung (Bühnenbild und Kostüme) von Christian Schmidt lässt die «Handlung», so Wagners selbst gewählte Gattungsbezeichnung, in der Entstehungszeit und am Entstehungsort, der Villa Wesendonck in Zürich, spielen. In den Zimmerfluchten und Gängen der Drehbühne gibt es für das Liebespaar nur den Tod als Ausweg.

Weitere Aufführungen: Mi. 29. Juni, 18.00; Sa. 02. Juli, 17.00; Mi. 06. Juli, 18.00; Sa. 09. Juli, 17.30.

27.06.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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