Giacomo Puccini: Tosca • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 01.01.2023
(5.Vorstellung • Wiederaufnahme am 15.12.2022 • Premiere am 29.03.2009)
Einfach Wow!
Das Opernhaus Zürich starte mit einer ausverkauften «Tosca» ins neue Jahr. Die Tenöre wechseln, die tragenden Säulen der Serie wie Sondra, Radvanovsky, Bryn Terfel und die Philharmonia Zürich unter GMD Gianandrea Noseda bleiben.
Foto © Toni Suter
Puccinis «Tosca» gehört zu den Dauerbrennern des Repertoires im Allgemeinen und im Besonderen in Zürich, wo sie jahrzehntelang die Domäne von Maestro Nello Santi war. Entsprechend zahlreich sind die Sängerinnen, die in dieser Zeit in Zürich als Floria Tosca zu erleben waren. Aus dieser Gruppe sticht Sondra Radvanovsky strahlend heraus. Sie verkörpert die Tosca mit nie nachlassender Intensität und perfekt geführter Stimme, sie wird zur Tosca. Beeindruckend ist schon der erste Akt mit dem spannend herausgearbeiteten Wechsel zur Eifersucht, als Tosca an der Kirchenwand die Maria Magdalena und deren Ähnlichkeit entdeckt. Atemberaubend, wie schon in den Vorstellungen zuvor, gelingt zweite Akt. Wann erlebt man schon eine Tosca, die auf der Bühne so intensiv agiert, so in der Rolle aufgeht, dass sie am Schluss selbst blutverschmiert ist. Nichts könnte das besser bestätigen als ihr «Vissi d’arte, visi d’amore». Der Amerikaner würde zur ihrer Leistung wohl einfach «Wow!» sagen. Yusif Eyvazov ist der dritte Mario Cavaradossi dieser Serie. Seine Stimme ist tadellos geführt, mit langem Atem, viel Metall und guten Höhen. Das Individuelle seiner Stimme ist einerseits, dass es ihr an jeglicher Individualität fehlt, und andererseits, und das fällt besonders auf, wenn man innerhalb einer Serie verschiedene Interpreten der Rolle vergleichen kann, dass emotionales Feinzeichnen nicht ihr Ding ist. «Recondita armonia» und «E lucevan le stelle» werden, wie es die Länge des Beifalls bestätigt, so zu seelenlosen Wunschkonzert-Hits. Bryn Terfel als Baron Scarpia ist eine feste Bank und wird von Mal zu Mal besser. Das vordergründige Auftreten eines Gentleman und der hintergründige, diskret Sadismus ergänzen sich zu imposanter Bühnenpräsenz. Stimmlich bleiben keine Wünsche offen. Brent Michael Smith als Cesare Angelotti, Valeriy Murga als Mesner, Martin Zysset als Spoletta, Aksel Daveyan als Sciarrone, Claire Schurter als Hirte und Benjamin Molonfalean als Un carceriere ergänzen das Weltklasse-Ensemble.
Ernst Raffelsberger hat den Chor der Oper Zürich und den Kinderchor der Oper Zürich bestens vorbereitet. Das «Te Deum» wird so zum würdigen Finale des ersten Akts.
Die Philharmonia Zürich unter GMD Gianandrea Noseda ist auch am Neujahrsabend hoch fokussiert am Werk und bestätigt den phantastischen Eindruck der vorhergehenden Vorstellungen.
Weitere Aufführung: Mi. 04. Jan. 2023, 19.00 (momentan ausverkauft).
02.01.2023, Jan Krobot/Zürich