Giacomo Puccini: Tosca • Opernhaus Zürich • Vorstellungen: 02., 11. und 19.10.2025
(2., 4. und 6. Vorstellung • Premiere am 28.09.2025 • Premiere am 29.03.2009)
Publikums-Magnet Tosca
Aufführungen von «Tosca» sind ein Publikums-Magnet. Besonders, wenn sich die Besetzung so hochkarätig liest wie in dieser Serie.

Brent Michael Smith als Cesare Angelotti; Foto © Toni Suter
(Zum Szenischen möge der geneigte Leser die Kritik der Wiederaufnahme vom 28.09.25 konsultieren)
Die Vorstellungen fesseln von der ersten Sekunde, noch vor dem Auftritt der Solisten. Marco Armiliato dirigiert (auswendig) das Orchester der Oper Zürich und sorgt souverän für präzise Koordination zwischen Graben und Bühne und, als begnadeter Sängerdirigent, für den sorgfältigen Ausgleich zwischen überwältigendem Gesang und sattem Orchester-Klang. Der klar strukturierte, präsente Klang des Orchesters im Gegensatz zum affektgeladenen Gesang steigert die Spannung, die in der Partitur ohnehin schon angelegt ist. Einen idealeren Klangteppich können sich weder die Solisten noch das Publikum wünschen. Der Chor der Oper Zürich und den Kinderchor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger) laufen im «Te Deum» zu grosser Form auf.
Sonya Yoncheva gibt jeweils eine überragende Floria Tosca. Sie verkörpert die Figur ganz im Sinne des Wortes. Auf der Bühne ist sie die Diva, lebt sie mit jeder Faser. Die perfekt fokussierte Stimme trägt perfekt im ganzen Haus. In der Mittellage kann sie die Stimme eindrucksvoll einen Hauch abdunkeln, aber auch ganz klar führen. Die strahlenden Höhen kommen glasklar und scharf konturiert. Ihre Souveränität ermöglicht es ihr jederzeit adäquat auf ihren Partner Rücksicht zu nehmen. Jonas Kaufmann gibt den Mario Cavaradossi, den er schon 2009 in der Premiere sang, mit der Erfahrung einer langen, reichen Karriere. Schon damals pflegte er die Stimme leicht abzudunkeln und arbeitet auch heute noch virtuos mit dem baritonalen Fundament, das ihm eine reiche Palette von Farben und damit Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Da die Stimme im Lauf der Jahre an Glanz und auch etwas Kraft verloren hat, sind die von ihm herausgearbeiteten heroischen Züge der Partie nicht mehr ganz so eindrücklich. Seine Technik hilft ihm die schwierigen Stellen wie die Vittoria-Rufe zu bewältigen. Der Revolutionär trägt die Zeichen der Zeit, ist aber immer noch Revolutionär. Der Baron Scarpia des Bryn Terfel steht jeweils zuoberst in der Gunst des Publikums. Seine perfekte Beherrschung der Stimme ermöglicht ihm ein souveränes Gestalten des römischen Polizeichefs. Scarpia ist bei ihm ganz der sizilianische Adlige, Liebhaber der Erzherzogin Maria Carolina von Österreich, der sich in Neapel einen Ruf als mitleidloser Rächer erworben hat und diesen nun in Rom weiterführt. Jede Phrase ist messerscharf auf Wirkung getrimmt, die reine Bosheit im Bösen mit dem Skalpell herauspräpariert, so dass der zweite Akt quasi zum Psychogramm seiner Rolle wird. Die Rolle des Cesare Angelotti, dem ehemaligen Konsul der römischen Republik, ist Brent Michael Smith luxuriös und mustergültig besetzt. Mit seinem sauber geführten, natürlich dunklen Bass gibt er glaubhaft den in politische Haft gesetzten Führer. Der Mesner Valeriy Murgas überzeugt mit sauber geführtem Bass und guter szenischer Präsenz. Johan Krogius als Spoletta, Steffan Lloyd Owen als Sciarrone und Evan Gray als Un carceriere ergänzen prächtig das Ensemble. Die Hirtenrufe waren schon prägnanter zu vernehmen
Keine weiteren Aufführungen in dieser Saison.
21.10.2025, Jan Krobot/Zürich

