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ZÜRICH/ Opernhaus: SIEGFRIED (5. Vorstellung). Leichtigkeit und Natürlichkeit

23.03.2023 | Oper international

Richard Wagner: Siegfried • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 22.03.2023

(5. Vorstellung • Premiere am 05.03.2023)

Leichtigkeit und Natürlichkeit

Das Schmieden des Zürcher Rings schreitet fort und ist nun beim Zweiten Tag des Bühnenfestspiels, «Siegfried», angelangt. Und damit auch die ausgesprochen erfolgreiche Zusammenarbeit von Intendant Andreas Homoki (Inszenierung) und GMD Gianandrea Noseda (Musikalische Leitung).

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Foto © Monika Rittershaus

Andreas Homokis Regiearbeit überzeugt weiterhin durch ihre Leichtigkeit und Natürlichkeit, die Freiheit irgendwelche Ideologien bestätigen oder verneinen zu wollen. Unterstützt wird diese Klarheit durch die kongeniale Lichtgestaltung Franck Evins. Seit «Das Rheingold» ist so einiges passiert und so hat Walhall seine Unschuld verloren. Das Einheitsbühnenbild (Ausstattung: Christian Schmidt) aus drei identischen, weiss getäferten Räumen ist pechschwarz geworden. Wie schon vorher, wird auch hier wieder mit wenigen Versatzstücken wie dem Walküre-Felsen oder dem grossen Bett am Schluss Atmosphäre geschaffen. Besonders eindrücklich sind die umgestürzten Riesenmöbel.

Die Dominanz von Leichtigkeit und Natürlichkeit gilt auch für die musikalische Seite des Abends. Unter der musikalischen Leitung von GMD Gianandrea Noseda spielt die in grosser Besetzung angetretene  Philharmonia Zürich schlicht sensationell. Ob Pianissimo oder Fortissimo, der Klang bleibt immer durchhörbar und organisch entwickelt und erzählt die Geschichte genauso natürlich und (ideologisch) unbeschwert wie die Szene.

Gesungen wird phantastisch: Rollendebütant Klaus Florian Vogt gibt Siegfried mit seinem wunderbar hellen Tenor ganz der Konzeption entsprechend als jugendlichen Naturburschen. Besonders eindrücklich sind seine Kraftreserven und deren Einteilung: Er tönt nach fünfeinviertel Stunden so frisch wie zu Beginn der Vorstellung. Charaktertenor Wolfgang Ablinger-Sperrhacke ist mit souverän geführter und gestaltender Stimme Siegfrieds Ziehvater Mime. Tomasz Konieczny singt mit seinem gewaltigen Bass-Bariton den Wanderer mit natürlicher Autorität und grosser Bühnenpräsenz. Christopher Purves gestaltet einen herrlich knorrigen Alberich. Bei dieser beeindruckenden Bühnenleistung bleiben keine Wünsche offen. Camilla Nylund als Brünnhilde reiht sich mit ihrer Natürlichkeit nahtlos in die Gruppe hervorragender gesanglicher Leistungen ein. David Leigh als Fafner, Anna Danik als Erda und Rebeca Olvera als Waldvöglein ergänzen das fulminante Ensemble.

Ein heftig akklamierter Abend.

Weitere Aufführungen: 26.03.2023, 07.05.2024 (Zyklus I), 24.05.2024 (Zyklus II).

22.03.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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