Giuseppe Verdi: Rigoletto • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 08.05.2025
(3. Vorstellung • Premiere am 26.04.2025)
Wenig Neues am Hofe zu Mantua
Tatjana Gürbacas «Rigoletto» bleibt ein Tiefpunkt des Zürcher Repertoires. Andrea Sanguinetis Dirigat sorgt dafür, dass es der «Rigoletto» Verdis bleibt.
Quinn Kelsey (Rigoletto). Foto © Hans Jörg Michel
Tatjana Gürbacas (Inszenierung) «Rigoletto» funktioniert weiterhin (mutmasslich) im Sinne seiner Schöpferin, ist dabei aber alles andere als werkdienlich oder gar werkgerecht. Das Einheitsbühnenbild der leeren Bühne mit Riesentisch und Stühlen nivelliert jegliche der Geschichte inhärente Spannung und plafoniert die Erzählung zu einer mühsam werdenden Aneinanderreihung von musikalischen Nummern. So verpufft zum Beispiel die Spannung des Finale des zweiten Akts («Si, vendetta») und die Piano-Einleitung des dritten Akts wird kaum wahrgenommen und kann so kaum die neue Szene vorbereiten. Wie so oft im Regietheater gibt es viel unnötige Bewegung; der Chor ist gezwungen masslos zu outrieren («das Kind in sich entdecken» wäre hier noch eine Untertreibung.) Die wenigen starken Momente ändern nichts daran. Gut ist, wie Gürbaca zeigt, dass der Duca Maddalena für ihre Dienste zahlt. Gildas Reaktion, wenn er auch ihr Geld geben, sie also auch bezahlen will, hat keinerlei Wirkung.
Andrea Sanguineti (Musikalische Leitung) dirigiert überzeugend, aber nicht tadellos. Die Lautstärke ist, an machen Stellen deutlich, zu laut und zwingt so die Solisten zu forcieren. Immer wieder nimmt er die tiefen Bläser oder Streicher zu wenig zurück, was zu einer Überbetonung der Rhythmik erweckt: so, als ob er das Vorurteil der Leierkastenmusik bestätigen wolle Die Philharmonia Zürich spielt konzentriert und mit grossem Wohlklang, kann die mangelnde Führung aber nicht wettmachen.
Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Janko Kastelic) bietet präzisen, satten, homogenen Wohlklang. Bewundernswert bleibt, wie er den szenischen Vorgaben gerecht wird.
Liparit Avetisyan gibt den Duca di Mantova mit gut fliessendem Tenor und beeindruckenden Atemreserven. Das phasenweise extreme Vibrato bleibt Geschmackssache. Die Kraftreserven sind überblickbar: schon im ersten Akt geht er mehrfach in den Orchesterwogen unter und im «Ella mi fu rapita» zu Beginn des zweiten Akts stellen sich erste heisere Verfärbungen ein. Im «Parmi veder le lagrime» lässt er dann erkennen, dass es auch ohne Vibrato ginge. Das «La donna è mobile» ist geprägt von seltsamen Betonungen; einmal droht die Stimme wegzubrechen. Quinn Kelsey legt als Rigoletto ebenfalls beeindruckende Atemreserven an den Tag. Die Rollen-Interpretation hat sich positiv weiterentwickelt, es bleibt aber immer noch Luft nach oben. Das «Pari siamo» bewältigt er mit übertriebenen Akzenten und, wie die ganze Partie, tendenziell zu laut. «Cortigiani, vil razza dannata» gelingt kraftvoll; es fehlen aber die Farben. Der Sopran von Brenda Rae als Gilda überzeugt, auch wenn einzelne hohe Töne nicht ganz sauber gelingen wollen, mit technischem Schliff. Emotionen sind kaum zu entdecken; das «Tutte le feste al tempio» gerät so gleichmässig, dass das Zitat des Herzogs («Sono studente e povero») als solches nicht erkennbar ist. Brent Michael Smith gibt den Sparafucile mit tadellos geführtem, sonoren Bass. Elena Maximova glänzt als Maddalena mit eindrucksvollen Tiefen und hervorragender Bühnenpräsenz. Stanislav Vorobyov ist als Monterone ein Luxus-Besetzung. Eindrücklich ergänzen Ena Pongrac als Giovanna, Andrew Moore als Marullo, Daniel Norman als Borsa, Samson Setu als Il Conte di Ceprano, Maria Stella Maurizi als La Contessa di Ceprano, Sylwia Salamonska als Paggio della Contessa und Steffan Lloyd Owen als Usciere das Ensemble.
Wenig Neues am Hofe zu Mantua.
Weitere Aufführungen: So. 11. Mai 2025, 14.00 und Do. 15. Mai 2025, 19.30.
10.05.2025, Jan Krobot/Zürich