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ZÜRICH/ Opernhaus: NORMA

Das Lob der Beständigkeit

09.06.2019 | Oper

Vincenzo Bellini: Norma, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 08.06.2019

 (3. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 02.06.2019)

Das Lob der Beständigkeit

Nach einem Gastspiel (Oktober 2015) der „Norma“ der Salzburger Festspiele (Inszenierung: Patrice Caurier und Moshe Leiser), hat das Opernhaus Zürich nun seine Robert Wilson-Inszenierung der „Norma“ (Premiere am 27.02.2011) wiederaufgenommen.

In Zeiten des Wandels kann nun ein Loblied auf die Beständigkeit gesungen werden.

Robert Wilsons Inszenierung (Inszenierung, Bühnenbild und Lichtkonzept) der „Norma“ ist weiterhin direkt als solche erkennbar, auch wenn, trotz Anwesenheit des Regisseurs zu Wiederaufnahme-Proben die Gesten und vor allem das Schreiten nicht in der gewohnten Perfektion sitzen. Wilsons Inszenierungen kann man sich, wie es Marianne Zelger-Vogt in ihrer Premierenkritik in der Neuen Zürcher Zeitung treffend formulierte, nur staunend hingeben oder verweigern.


Foto: T+T Fotografie / Toni Suter + Tanja Dorendorf

Beständigkeit auch auf der musikalischen Seite: GMD Fabio Luisi dirigiert „Norma“ als eine Mischung zwischen Puccini und Wagner, viel zu laut (Zürich ist kleiner als die MET und auch das wird so bleiben), und wenn doch mal ein Piano gelingt, wird das sicher mit einer Fortissimo-Fanfare des überbesetzten Blechs ausgeglichen. Konsequent auch das uneinheitliche Lautstärken-Konzept. Der Tenor wird gleich am Schluss seiner ersten Arie, da, wo der Stilist der Stimme Raum geben würde, gnadenlos vom Orchester zugedeckt. Nach einem in übertriebenem Pianissimo vorgetragenen „Mira, o Norma“ (Zweiter Akt, Dritte Szene) peitschen Posaunen im fortissimo durchs Haus.

Konsequenz auch in Sachen Besetzung: Neben dem hervorragenden Michael Spyres als Pollione stehen Sänger auf der Bühne, die ihre Partie viel zu dramatisch (Maria Agresta als Norma) oder mit brüchiger, tremolierender Stimme legatofrei anlegen (Anna Goryachova als Adalgisa). Irène Friedli als Clotilde und Thobela Ntshanyana als Flavio ergänzen das Ensemble.

Die Ausnahme von der Regel der Beständigkeit ist der Chor der Oper Zürich, der in letzter Zeit einen erfreulichen Aufschwung nimmt.

Glücklich ist, wer vergessen kann, was doch nicht zu ändern zu sein scheint.

Weitere Aufführungen: 12.06.2019,  15.06.2019 und 20.06.2019.

09.06.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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