Giuseppe Verdi: Nabucco • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 25.09.2022
(3. Vorstellung • Wiederaufnahme am 11.09.2022 • Premiere am 23.06.2019)
Von alten Weisheiten und neuen Nuancen
Einmal mehr bewahrheitet sich die alte Weisheit, dass die Aufführungen im Verlauf einer Serie, was das Musikalische angeht, besser werden.
Foto © Monika Rittershaus
Die Philharmonia Zürich unter musikalischer Leitung von, so die Marketing-Abteilung, Lordsiegelbewahrer Donato Renzetti brachte weitere Nuancen zu Gehör, denen man sonst leider selten begegnet. Der Platz in einer der vorderen Logen bietet die Möglichkeit das Orchester und den Dirigenten bei der Arbeit zu beobachten. Man fühlt sich rasch an seinen Amtsvorgänger als Lordsiegelbewahrer, Maestro Nello Santi, erinnert. Beide Dirigenten haben ein Repertoire an Gesten und Mimik, die ihnen solche Ausnahme-Dirigate ermöglicht. Und die Philharmonia versteht dies Sprache blind und setzt sie mit Leidenschaft und Feuer um. Stellvertretend für alle seien heute Abend die Cellisten genannt. Mit nicht weniger Brio absolvierten der Chor der Oper Zürich, der Zusatzchor der Oper Zürich und die Chor-Zuzüger (Choreinstudierung: Janko Kastelic) ihre Aufgabe. Glücklich das Haus, das auf Chor und Orchester von diesem Format vertrauen können!
Lucio Gallo kann seiner Stimme an diesem Abend noch mehr Farben abgewinnen als in der Wiederaufnahme. Besonders gut gelingen ihm die Passagen, die die Hybris des babylonischen Königs zeigen. Dovlet Nurgeldiyev, für Omer Kobiljak als Ismaele eingesprungen, überrascht mit einem hellen, strahlenden und enorm höhensicheren Tenor. Der Zaccaria Alexander Vinogradovs ist eine Offenbarung. Die Höhen wie die Tiefen kommen perfekt und ohne Volumeneinbusse. Der Atem scheint grenzenlos wie die Farbpalette seiner Stimme. Die diskrete Bühnenpräsenz passt bestens zur Konzeption der Rolle als «Buchhalter». Anna Pirozzi, die am Vorabend noch als Trovatore-Leonore in Fidenza auf der Bühne stand, lässt sich davon nichts anmerken und begeistert erneut mit ihrer intensiven Interpretation der Abigaille. Alisa Kolosova als Fenena steht ihr in Sachen Intensität und Stimmschönheit in Nichts nach. Stanislav Vorobyov als Oberpriester des Baal, Alejandro Del Angel als Abdallo und Yulia Zasimova als Anna ergänzen das hervorragende Ensemble.
Es bleibt dabei: Nichts wie hin!
Weitere Aufführungen: 28.09.2022 und 09.10.2022.
25.09.2022, Jan Krobot/Zürich