Gaëtano Donizetti: Maria Stuarda, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 07.10.2020
(2. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 27.09.2020)
Unentschieden
Die laufende Saison ist gut drei Wochen alt und das Zürcher System, die Zuspielung von Orchester und Chor aus dem Probenraum, bewährt sich bis jetzt tadellos. Als Übergangslösung gibt es nichts dagegen einzuwenden.
Foto: © Monika Rittershaus
Enrique Mazzola dirigiert eine hellwache, absolut präzis und beseelt spielende Philharmonia Zürich. Mögen die Tempi manchmal auch etwas rasch sein: Mazzola vermag die richtigen Spannungsbögen aufzubauen und dann auch zu halten.
Der Chor der Oper Zürich ist von Ernst Raffelsberger bestens vorbereitet und, wie die Philharmonia unter coronagerechten Bedingungen im Proberaum am Kreuzplatz, klanggewaltig am Werk.
Die Besetzung ist gegenüber der Premierenserie (ab 08.04.2018) auf vier Positionen verändert, was der Aufführung deutlich zugutekommt. Für einmal, und das ist das Wichtigste, ist der im Werk angelegte, singuläre Wettkampf der Primadonnen – wer singt höher, schöner, virtuoser – nicht entschieden. Salome Jicia, Haus- und Rollendebütantin, als Elisabetta und, schon in der Premiere dabei, Diana Damrau als Maria Stuarda bieten ein Vorstellung der absoluten Extraklasse: hier sind die Leidenschaften, und davon gibt es mehr als genug, in Töne gefasst und reissen den Zuhörer bis zum Höhepunkt der Oper, der Begegnung der beiden Rivalinnen unerbittlich mit.
Foto: © Monika Rittershaus
Objekt der Begierde der beiden Rivalinnen ist, nun wieder ganz der Konvention entsprechend der Tenor, Paolo Fanale als Roberto, Graf von Leicester. Fanale vermag mit einem gleichermassen hellen und kraftvollen, stilistisch bestens gebildeten Tenor für sich einzunehmen. Dosierte er die Leidenschaft noch etwas besser, liesse sich der Wackler im letzten Auftritt vermeiden. Nicolas Testé als Giorgio Talbot war mit seinem herrlichen Bass schon in der Premiere dabei. Haus- und Rollendebütant André Courville verleiht mit grossem, dunklem Bariton und seinen langen, schwarzen Haaren Lord Guglielmo Cecil Züge eines Rasputin. Siena Licht Miller ist als Anna Kennedy Marias Amme und deren Vertraute.
David Aldens Inszenierung in der Ausstattung von Gideon Davey lässt dem Werk Raum zum Atmen und den Solisten Raum für ihre intensive Gestaltung. Mit wenigen Versatzstücken erzeugt Alden jeweils die Stimmung für die einzelnen Szenen.
Szenisch na ja, musikalisch ABSOLUT TOP!
Weitere Aufführungen: Sonntag 11. Oktober 2020, 13.00; Donnerstag 15. Oktober 2020, 20.00.
07.10.2020, Jan Krobot/Zürich