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ZÜRICH/ Opernhaus: MADAMA BUTTERFLY. Wiederaufnahme. Es gibt noch Luft nach oben

23.12.2024 | Oper international

Giacomo Puccini: Madama Butterfly • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 22.12.2024

(Premiere am 10.12.2017)

Es gibt noch Luft nach oben

Zu den Festtagen nimmt das Opernhaus Zürich seine beiden Inszenierungen von Ted Huffman wieder in den Spielplan auf. Den Anfang macht Puccinis «Madama Butterfly»; die Silvestergala ist die Wiederaufnahme von Gounods «Roméo et Juliette».

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Foto © Toni Suter

 

Ted Huffman (Inszenierung), der seine Opern-Karriere mit Knabenrollen an der New Yorker Metropolitan Oper begonnen hat und erste szenische Erfahrungen im «devised theatre»/»organic theatre» gemacht hat, lässt im Programmheft durchblicken, dass bei seiner Arbeit die Darsteller im Zentrum stehen und er ihnen den zur Darstellung der Figuren notwendigen Raum gewähren will. Ausgangspunkt seiner Inszenierungen, so auch hier, ist ein leerer Raum mit entsprechend wenigen Versatzstücken (Bühnenbild: Michael Levine). Für seine Butterfly müssen ein Schrank, eine Esstisch mit Stühlen, ein Sofa und eine offene Feuerstelle zum Tee kochen genügen. Die Welt Butterflys kommt nur in den Kostümen (Annemarie Woods) und angedeutet in den Bewegungen (Choreografische Mitarbeit: Sonoko Kamimura) zum Ausdruck. Für Sänger mit intensiver Bühnenpräsenz bietet diese Inszenierung also beste Voraussetzungen.

Marina Rebeka, die vor wenigen Wochen ihr Rollendebüt als Cio-Cio-San an der Wiener Staatsoper hatte, kann in der Rolle nicht überzeugen. Der Stimme fehlt es an der notwendigen Leichtigkeit; ab dem Forte und in den hohen Lagen wird sie sehr schnell ausgesprochen schneidend. Gefühle sin in ihrer Interpretation nicht auszumachen und die Bühnenpräsenz ist entsprechend kaum vorhanden. Judith Schmid, langjähriges Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich, gibt souverän die Suzuki. Tomislav Mužek ist ein solider Benjamin Franklin Pinkerton, mehr aber nicht. Die Gesangskultur ist tadellos, eine weitere Rollengestaltung ist aber nicht auszumachen, so dass die Figur entsprechend blass bleibt. Der Lichtblick des Abends ist der Sharpless von Massimo Cavalletti. Die Stimme ist tadellos geführt, die Gestaltung der Rolle ausgesprochen sensibel. Seine Bühnenpräsenz verpufft aber in Ermangelung gleichwertiger Partner. Nathan Haller gibt einen hervorragenden Goro. Steffan Lloyd Owen als Fürst Yamadori / Der Standesbeamte, Stanislav Vorobyov als Onkel Bonze, Lobel Barun als Der kaiserliche Kommissar und Flavia Stricker als Kate Pinkerton ergänzen das Ensemble.

Marco Armiliato (Musikalische Leitung) lässt die ihm gewohnte, äusserst sensible Gestaltung an diesem Abend schmerzlich vermissen. Die Philharmonia Zürich musiziert gewohnt differenziert, aber ausgesprochen laut. Eine Balance zwischen Graben und Bühne ist nur schwer auszumachen und so sind die Solisten zu übermässigem Forcieren gezwungen. Ernst Raffelsberger hat den Chor der Oper Zürich bestens einstudiert, so dass dieser zu gewohnt tadelloser Leistung findet.

Es gibt noch Luft nach oben.

Weitere Aufführungen:

Do. 26. Dez. 2024, 20.00; So. 29. Dez. 2024, 20.00; Mi. 01. Jan. 2025, 19.00; Sa. 04. Jan. 2025, 19.00.

23.12.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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