Giuseppe Verdi: Macbeth • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 09.03.2022
Superbe Ensemble-Leistung
Über Barrie Koskys «Macbeth»-Inszenierung (Bühnenbild und Lichtgestaltung Klaus Grünberg; Kostüme Klaus Bruns), die kürzlich in Wien gezeigt wurde, gibt es nichts zu berichten, was nicht schon mehrfach berichtet worden wäre. Der reduzierte Bühnenraum stellt dem Ensemble höchste Anforderungen, die an diesem Abend bestens erfüllt werden.
Foto © Monika Rittershaus
Als Macbeth feiert George Petean einen grossen Erfolg und wird verdient vom Publikum begeistert gefeiert. Sein Bariton strömt frei mit schier endlosem Atem und es stehen ihm alle Schattierungen zu Verfügung. Musikalisch liegt ihm diese Rolle deutlich mehr als der Simon Boccanegra, Alfio oder Tonio, mit denen er in dieser Saison bisher in Zürich zu hören war. Mit höchster Intensität und Glaubwürdigkeit setzt Petean die seiner Rolle vom Regiekonzept verordneten psychischen Belastungen um. Für die Wiederaufnahme hat Ildar Abdrazakov die Rolle des Banco übernommen. Mit seinem herrlich dunklen Bass harmoniert er perfekt mit dem Macbeth Peteans. Auch seine Stimme strömt frei mit kaum enden wollendem Atem. Eine veritable Sensation ist Veronika Dzhioeva als Lady Macbeth. Ihr farbenreicher, stilsicher geführter Sopran füllt mühelos das Zürcher Haus (und würde das wohl auch bei weit grösseren Häusern tun), hat sonore Tiefen wie ein Mezzo, eine sichere Mittellage und strahlende Höhen. Ihre Bühnenpräsenz ist schlicht überragend. Dzhioeva übernimmt auch die beiden Vorstellungen, für die Anna Netrebko angesetzt war und nun nicht singen wird, und ist damit ein Beispiel für einen differenzierten Umgang mit «russischen» Künstlern. Dzhioeva stammt aus Südossetien das völkerrechtlich ein Teil Georgiens ist, sich aber seit 2008 mit Hilfe russischer Truppen der Kontrolle der Zentralmacht in Tiflis entzieht. Omer Kobiljak liegt der Macduff wesentlich besser in der Kehle als der Tebaldo oder Gabriele Adorno, mit denen er in der laufenden Saison in Zürich zu hören war. Sein Tenor blüht wunderbar jugendliche, sattem Klang auf. Bożena Bujnicka als Kammerfrau der Lady Macbeth, Alejandro Del Angel als Malcolm, Alexander Fritze als Arzt und Andrew Moore als Diener Macbeths und Mörder ergänzen das superbe Ensemble.
Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung Ernst Raffelsberger) agiert an diesem Abend im Dunkel der Bühne, Mitglieder des Statistenvereins am Opernhaus Zürich begleiten, praktisch unbekleidet, das Geschehen pantomimisch. Einmal mehr begeistert der Chor mit präzisen Abstufungen, sattem Klang und wunderbarem Brio.
Ganz wesentlichen Anteil am Gelingen des Abends hat die Philharmonia Zürich unter der musikalischen Leitung von Nicola Luisotti. Noch vor Beginn der Oper ist zu sehen, wie Orchester und Dirigent sich verstehen und mit Beginn der Oper findet diese Harmonie dann in perfektem Verdi-Klang ihren musikalischen Ausdruck. Luisotti hatten das Geschehen im Graben immer souverän im Griff und erweist sich in Zusammenarbeit mit der Bühne als perfekter Dirigent alter Schule, der die Solisten auf Händen durch den Abend tragt.
Ein superbe Ensemble-Leistung!
Weitere Aufführung: Fr. 18. März, 19.00; So. 20. März, 13.00; Mi. 23. März, 19.00; Sa. 26. März, 20.00; Di. 29. März, 19.00; Fr. 01. April, 19.30.
10.03.2022, Jan Krobot/Zürich