Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ZÜRICH/ Opernhaus: MACBETH von Giuseppe Verdi – Wiederaufnahme. «Kammerdrama für zwei Personen»

12.11.2025 | Oper international

Giuseppe Verdi: Macbeth • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 11.11.2025

(2. Vorstellung • Wiederaufnahme: 08.11.2025 • Premiere am 03.04.2016)

«Kammerdrama für zwei Personen»

Die Wiederaufnahme von Barry Koskys «Macbeth» zeigt einmal mehr, wie akribisch am Opernhaus Zürich unter der neuen Intendanz übernommene Produktionen wieder einstudiert werden. Szenisch wie musikalisch vermag der Abend zu überzeugen.

macb
Foto© Monika Rittershaus

Barry Kosky (Inszenierung) sieht in «Macbeth» das innere Drama von Lady Macbeth und Macbeth, getrieben von den Ängsten, Fantasien und Halluzinationen der beiden Hauptfiguren, und hat ein Konzept gefunden, dass die Sicht auf diese beiden fokussiert («ein Kammerdrama für zwei Personen») und auf jeden Realismus verzichtet. Die Hexen bleiben so, wie alle anderen Nebenfiguren, weitgehend unsichtbar. Klaus Grünberg (Bühnenbild und Lichtgestaltung) hat ihm dafür ein «Spielraum ohne Wände, relativ klein und klaustrophobisch» geschaffen: ein endloser, schwarzer Korridor mit einer Lichtfläche, einem «Lichtkäfig», der die Figuren wie Motten ins Licht zieht. Die Kostüme von Klaus Bruns bleiben dem Konzept entsprechend weitgehend schwarz. Grossartiges leistet die Requisite mit den beweglichen Raben, die, in der klassische Mythologie für den Tod den stehend, je länger je mehr die Bühne bevölkern. Als Banco am Schluss Macbeth erdolcht und Federn aus dessen Körper holt, erscheint dieser als Verkörperung des Todes.

Gianandrea Noseda und das Orchester der Oper Zürich machen ganz im Sinne von Koskys Konzept die Angst in Verdis Musik hörbar. Mit scharfen Akzenten und zugespitztem Klang lassen sie den Zuhörer sich wie Macbeth fühlen, den Klang und damit den von ihm ausgedrückten Horror in dessen Kopf stattfinden. Der Chor der Oper Zürich, in diesen fordernden Tagen auch in «La forza del destino» im Einsatz, und der Zusatzchor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Klaas-Jan de Groot) leisten Grossartiges und tragen entscheidend dazu bei, dass auch dieser Abend zum eindrücklichen Ereignis mit Premierenqualität wird.

Roman Burdenko beeindruckt mit perfekt fokussiertem Bariton. Mit beeindruckender Bühnenpräsenz gibt er einen durch und durch glaubhaften Macbeth, getrieben von seinen Ängsten und Visionen. Insung Sim gibt den Banco mit fast zu schöner Stimme, balsamisch frei strömendem Bass. Ewa Plonka entspricht Verdis Vorstellungen von der Lady Macbeth: «Ich möchte die Lady hässlich haben» (aus Verdis Briefen zu «Macbeth»). Mit geschärftem, höhensicherem dramatischen Sopran treibt sie ihren Gatten energisch ins Verderben. Mit perfekt geführtem, herrlich strahlenden Tenor empfiehlt sich Omer Kobiljak als Macduff eindrücklich für «höhere Weihen». Thalia Cook-Hansen als Kammerfrau der Lady Macbeth, Salvador Villanueva Zuzuarregui als Malcolm, Evan Gray als Arzt, Guram Margvelashvili als Diener Macbeths und Mörder und der Statistenverein am Opernhaus Zürich ergänzen das prächtige Ensemble.

«Ergreifendes Theater aus Stimmen, Schatten und Paranoia».

Weitere Aufführungen:

Fr. 14. Nov. 2025, 19.30; Mi. 19. Nov. 2025, 19.00; Sa. 22. Nov. 2025, 19.30; So. 30. Nov. 2025, 19.30.

13.11.2025, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken