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ZÜRICH/ Opernhaus: MACBETH von G. Verdi. Ein intensiver Theaterabend

16.11.2025 | Oper international

Giuseppe Verdi: Macbeth • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 14.11.2025
(3. Vorstellung  • Wiederaufnahme am 08.11.2025 • Premiere am 03.04.2016)

Ein intensiver Theaterabend

Barry Koskys Sicht auf Verdis «Macbeth» vermag immer noch zu faszinieren, sei es im grossen Ganzen durch die Konzentration auf das Drama zwischen Lady Macbeth und Macbeth, sei es im Kleinen mit den «lebendigen» Raben.

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Foto © Monika Rittershaus

Barry Kosky (Inszenierung; szenische Einstudierung: Sylvie Döring) fokussiert seine Inszenierung radikal auf die Beziehung Macbeths zu seiner Lady, die sich in einem «Lichtkäfig» auf der sonst schwarzen, sich als Tunnel perspektivisch nach hinten verjüngenden Bühne (Bühnenbild und Lichtgestaltung: Klaus Grünberg) abspielt. Immer wieder treten Raben als Symbol des Todes auf: Macbeth wird für die beiden Teile des Abends jeweils durch das Entfernen der ihn bedeckenden Vögel von den Toten auferweckt. Die Raben, die ihren Kopf, den Schnabel und die Zunge bewegen können, sind eine Meisterleistung der Requisite. Grosses Kompliment!

Gespielt wird in Zürich die Fassung von 1865, ergänzt durch Macbeths Arie «Mal per me» aus der Fassung von 1847. Die Fokussierung, und in gewissem Sinne auch Reduzierung, auf den Paarkonflikt und die damit verbundenen Emotionen könnte dazu verleiten, die Interpretation veristisch anzulegen. Gianandrea Noseda (musikalische Leitung) mit dem einmal mehr traumhaft virtuos aufspielenden Orchester der Oper Zürich wie die Chöre (Chor der Oper Zürich und Zusatzchor der Oper Zürich) und die Solisten widerstehen der Versuchung.

Roman Burdenko überzeugt als erschütternd intensiver Macbeth mit perfekt geführtem, eher hellem Bariton. Ewa Płonka interpretiert die Lady Macbeth mit dramatisch geschärftem Sopran. So kann man sie sich bestens als «Antreiberin» Macbeths vorstellen. Mit dieser Bühnenpräsenz, mit diesem beeindrucken Spiel sind die beiden Solisten eine Idealbesetzung des Herrscherpaares. Hausdebütant Insung Sim begeistert mit seinem agil geführten, farbenreichen Bass. Omer Kobiljak ist mit seinem herrlichen Tenor ein Idealbesetzung des Macduff. Diese Stimme hat einfach alles: ihn würde man gerne auch mal in einer grösseren Partie am Haus erleben. Thalia Cook-Hansen als Kammerfrau der Lady Macbeth, Salvador Villanueva Zuzuarregui als Malcolm, Evan Gray als Arzt, Guram Margvelashvili als Diener Macbeths und Mörder und der Statistenverein am Opernhaus Zürich ergänzen das prächtige Ensemble.

Ein intensiver Theaterabend.

Weitere Aufführungen: 19.11.2025, 19.00; 22.11.2025, 19.30; 30.11.2025, 19.30.

19.11.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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