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ZÜRICH/ Opernhaus: LUCIA DI LAMMERMOOR. Wiederaufnahme. Ein starkes Plädoyer für konzertante Aufführungen

23.05.2022 | Oper international

Gaëtano Donizetti: Lucia di Lammermoor • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 22.05.2022

(Premiere am 20.06.2021)

Ein starkes Plädoyer für konzertante Aufführungen

Mit der wiederaufgenommenen Produktion der «Lucia di Lammermoor» plädiert das szenische Leitungsteam (Inszenierung: Tatjana Gürbaca; Bühnenbild und Lichtgestaltung: Klaus Grünberg; Kostüme: Silke Willrett) eindrücklich für konzertante Aufführungen: mehr als abgestandenes und damit schwer verdauliches Regietheater hat es nicht zu bieten. Kostüme aus der Kleidersammlung und kopulierende Choristen langweilen bestenfalls noch.

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Umso Positiveres gibt es von der musikalischen Seite zu berichten. Nach den ersten beiden Bildern hat sich das Geschehen eingependelt: Andrea Sanguineti und die Philharmonia Zürich haben die richtige Lautstärke gefunden und die Premieren-Nervosität der in den Hauptrollen weitgehend neuen Besetzung hat sich gelegt. Die Philharmonia folgt Sanguineti höchst aufmerksam und mit hörbarer Spielfreude und lässt Details erklingen, die sonst oft untergehen. Wunderbar kommt der Schmelz der Streicher zur Geltung, herrlich der volle Klang der Bläser. Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Janko Kastelic) trägt mit sattem Wohlklang massgeblich zum positiven Gesamteindruck bei. Massimo Cavalletti gibt wie schon in der vergangenen Saison den Enrico Ashton. Seine Stimme scheint gegenüber der Premierenserie gereift und nachgedunkelt. Gleich geblieben sind die perfekte Technik mit endlosem Atem und das grosse stilistische Bewusstsein. Lisette Oropesa ist Lucia, seine Schwester. Von schlanker Statur und südländischer Erscheinung entwickelt sie vom ersten Moment an eine spürbare Bühnenpräsenz und fasziniert mit ihrem natürlichen Spiel. Ihr jugendlich frischer Sopran ist absolut höhensicher und koloraturgewandt, so dass keine Wünsche offen bleiben. Vom grossen stilistischen Bewusstsein zeugen die herrlichen Verzierungen. Benjamin Bernheim gibt ihren Geliebten Edgardo di Ravenswood. Mit viel Schmelz in der Stimme, wunderbaren Farben und schier unendlichem Atem dürfte er mit seiner grossen Musikalität im Moment zu den führenden Interpreten der Rolle zählen. Andrew Owens ist ein stimmschöner, höhensicherer Lord Arturo Bucklaw. Raimondo Bidebent, Lucias Erzieher, ist mit Vitalij Kowaljow luxuriös besetzt. Sein prächtiger Bass verleiht der Rolle Autorität und Würde. Roswitha Christina Müller als Lucias Kammerdame Alisa und Iain Milne als Hauptmann Normanno ergänzen das Weltklasseensemble.

Weitere Aufführungen: Do. 26. Mai, 19.30; So. 29. Mai, 14.00; Sa. 04. Jun, 19.00; So. 12. Juni, 20.00.

23.05.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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