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ZÜRICH/ Opernhaus: L’ORFEO von Claudio Monteverdi. Musikalisch ein Hochgenuss!

05.07.2025 | Oper international

Claudio Monteverdi: L’Orfeo • Opernhaus Zürich • Vorstellung: 03.07.2025

(2. Vorstellung • Wiederaufnahme: 30.06.2025 • Premiere am 17.05.2024)

Musikalisch ein Hochgenuss!

Zum Saisonende hat auch das Orchestra La Scintilla nochmal eine grossen Auftritt. Und Tenor Krystian Adam begeistert das Publikum mit einer Stimme, die das Zeug zur «goldenen Lyra des Orpheus» hat.

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Foto © Monika Rittershaus

Das Orchestra La Scintilla unter musikalischer Leitung von Ottavio Dantone mit höchst inspiriertem Spiel und rundem, sattem Klang, der die über 400 Jahre seit der Uraufführung vergessen lässt. Besonders faszinieren die eher selten zu hörenden Zinken (Gerhard David, Bork-Frithjof Smith). Dantone führt das im hochgefahrenen Orchestergraben agierende Orchester mit höchster Umsicht in allen Belangen und trägt die Sänger auf Händen durch den Abend. Die Zürcher Sing-Akademie (Choreinstudierung: Marco Amherd) löst ihre Aufgabe tadellos. Trotzdem wird nicht erkennbar, wieso nicht einer der «hauseigenen» Chöre engagiert wurde.

Krystian Adam gibt den Orfeo mit einem Tenor, der eigentlich schon die Lyra des Orpheus ist. Mit samtig weicher, souverän geführter und perfekt fokussierter Stimme zeichnet er intensive Klagen, ist aber auch zu beeindruckenden dramatischen Ausbrüchen fähig. Mit all diesen Farben, Schattierungen, Dynamiken kann eine Begleitung kaum noch etwas beitragen. Mirco Palazzi gibt mit herrlich dunklem Bass den Caronte/Plutone. Gerne hätte man auch den Caronte ohne die konzeptbedingte Verstärkung gehört. Mark Milhofer gibt mit sauber geführtem Tenor einen diskreten, aber überzeugendem Apollon. Massimo Altieri, Luca Cervoni, Tobias Knaus und Yves Brühwiler geben ein superbes Quartett der Hirten. Josè Maria Lo Monaco überzeugt als La Musica/Messagera/Eco mit vollem, wohlklingenden Mezzo. Miriam Kutrowatz als Euridice, Simone McIntosh als La Speranza/Proserpina und Isabel Pfefferkorn als Ninfa ergänzen das Ensemble.

Evgeny Titov legt seiner Inszenierung die Idee zu Grunde, die ganze Geschichte sei die Idee eines Suizidenten. Konzentriert sich der Zuschauer auf die Musik, mag das Prinzip funktionieren. Die Umkehr der Verhältnisse, die Oberwelt als vulkanische Einöde, in die einzig überdimensionierte Früchte etwas Farbe bringen, und die Unterwelt als «lichter» Ort, will nicht so wirklich verständlich werden (Bühnenbild: Chloe Lamford, Noemi Daboczi; Kostüme: Annemarie Woods; Lichtgestaltung: Martin Gebhardt; Video: Tieni Burkhalter).

Musikalisch ein Hochgenuss!

Weitere Aufführungen: So. 06. Juli 2025, 14.00; Di. 08. Juli 2025, 19.00; Fr. 11. Juli 2025, 19.00.

05.07.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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