Claudio Monteverdi: L’Orfeo • Opernhaus Zürich • Premiere: 17.05.2024
Die Gefühle sind der grösste Feind des Menschen
Mit «L’Orfeo», einer der ersten Opern überhaupt, wird nun, im Schatten der zyklischen Aufführungen von Wagners, der Monteverdi-Zyklus der Intendanz Homoki vollendet.
Foto © Monika Rittershaus
Evgeny Titov inszeniert die Geschichte des Orpheus als Traum eines Suizidenten. Im Libretto von Alessandro Striggio (1573-1630) steigt Orpheus mit seinem Vater Apollo in den Himmel auf. Hier sind die Schilderungen ein Traum Orpheus, der, als er erkennen muss, dass auch die Liebe nur ein Traum war, sich das Leben nimmt. Der Mensch, und zuvorderst seine Gefühle, sind der grösste Feind des Menschen. Chloe Lamford (Co-Bühnenbild Noemi Daboczi) hat dafür als Einheitsbühnenbild zwei dunkelgraue, massive Gebilde aus Basalt geschaffen. Mit dem tiefen, leuchtenden Anthrazit kontrastieren die Farben der Kostüme (Annemarie Woods) und der Ausstattung (die herrlich leuchtenden Monster-Früchte). Ganz wesentlich zur «nichtverstaubten» Optik trägt die Lichtgestaltung von Martin Gebhardt bei. Die Videos stammen von Tieni Burkhalter.
Das Orchestra La Scintilla unter musikalischer Leitung von Ottavio Dantone ist die tragende Säule des Abends. Es wird hochkonzentriert und ausgesprochen farbenfroh musiziert. Besonders reichhaltig ist das Continuo mit unter anderem Gambe, Zink und Organo da legno. Marco Amherd hat die Zürcher Sing-Akademie bestens vorbereitet.
Krystian Adam gibt mit seinem kräftigen, substanzreichen Tenor einen äusserst intensiven und immer bestens verständlichen Orfeo. Mirco Palazzi sonorer Bass ist ideal für Rollen Caronte(Charon), den Fährmann der Toten und Plutone (Pluto), den Herrscher über die Unterwelt. Mark Milhofer als Apollon führt den verzweifelten Orfeo in den Himmel. Miriam Kutrowatz gibt die Euridice mit hellem, gut geführtem Sopran. Josè Maria Lo Monaco überzeugt als La Musica, Messagera und Eco. Simone McIntosh gestaltet intensiv La Speranza/Proserpina . Massimo Altieri als 1. Pastore , Luca Cervoni als 2. Pastore, Tobias Knaus als 3. Pastore, Yves Brühwiler als 4. Pastore und Isabel Pfefferkorn als Ninfa ergänzen das formidable Ensemble.
Ein beeindruckender Abend.
Weitere Aufführungen der Saison 2023/2024:
Mi. 22. Mai 2024, 19.00; Sa. 25. Mai 2024, 19.30; Fr. 31. Mai 2024, 19.00; So. 02. Juni 2024, 20.00;
Do. 06. Juni 2024, 20.00; Sa. 08. Juni 2024, 19.00; Di. 11. Juni 2024, 19.00; So. 16. Juni 2024, 14.00.
Weitere Aufführungen der Saison 2024/2025:
So. 29. Juni 2025, 14.00; Do. 03. Juli 2025, 19.30; So. 06. Juli 2025, 14.00; Di. 08. Juli 2025, 19.00;
Fr. 11. Juli 2025, 19.00.
19.05.2024, Jan Krobot/Zürich