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ZÜRICH/ Opernhaus: LOHENGRIN – mit Piotr Beczala und Andreas Homoki in der Titelrolle! – Saisonschluss und letzte Vorstellung (dieser Saison)

17.07.2017 | Oper

Zürich: Opernhaus – „Lohengrin“ – Fabio Luisi, Leitung – mit Piotr Beczala und Andreas Homoki in der Titelrolle!   –  Saisonschluss und letzte Vorstellung (dieser Saison?): 16.07.17

 Aus der Not keine Tugend, sondern eine Sensation machen

lok
Foto: Michael Hug

 

Wenn das Telefon im Opernhaus Zürich klingelt und der hörbar kranke Heldentenor die letzte Vorstellung von Wagners „Lohengrin“ doch recht kurzfristig absagen muss (Erkrankungen halten sich eben nie an Terminkalender), dann gerät der Intendant des Hauses und Regisseur der Produktion Andreas Homoki schon arg in Bedrängnis, gilt es doch innerhalb kürzester Zeit einen ebenbürtigen Ersatz zu finden.

Doch der umtriebige Homoki kommt auf die zündende Idee: Da hat doch ein Tenor der absoluten Weltspitze vor zwei Tagen die Dernière des „Land des Lächelns“ gesungen – vielleicht hat der ja Lust auf einen spontanen „Lohengrin“? Gedacht, gefragt und siehe da: Der Sänger verspürt durchaus Lust dazu, äussert aber Bedenken, sich in so kurzer Zeit in die für den Titelhelden sehr anspruchsvolle Inszenierung einzuarbeiten. Auch dafür zaubert der regieführende Intendant und Vollbluttheatermann eine Lösung aus dem Hut … Und so bekommt das Publikum zum Saisonende auf der Besetzungstafel in den Foyers folgenden Satz zu lesen: „Anstelle des erkrankten Brandon Jovanovich wird Piotr Beczala die Partie des Lohengrin von der Bühnenseite singen. Andreas Homoki wird die Rolle spielen.“ Damit ist die Sensation der Saison perfekt.

Aus dieser Vorgeschichte resultiert ein Opernfest zum Saisonende, das seinesgleichen sucht. Die Philharmonia Zürich unter Fabio Luisi ist mit absoluter Spielfreude dabei, und dem Chor und Zusatzchor der Oper Zürich brennen zwischendurch im ersten Akt vor lauter Enthusiasmus und Begeisterung die Pferdchen etwas durch. Christoph Fischesser gefällt als klangschöner König Heinrich, Martin Gantner gibt einen kraftvoll-leidenschaftlichen Telramund, Anna Smirnova eine mitreissende, wenn auch zwischendurch etwas fast zu stimmgewaltige Ortrud und Yngwe Soberg gibt den Mannen kräftig durch, was Sache ist. Ein stimmiges Quartett bilden Trystan Llyr Griffiths, Gyula Rab, Dmytro Kalmuchyn und Stanislav Vorobyov als die vier brabantischen Edlen.

Rachel Willis-Sorensen ist mit ihrer eher dunkel gefärbten Stimme die Idealbesetzung für Elsa, wenn diese nicht als kindliches Naivchen gezeigt werden soll. Sie berührt zu jeder Zeit in Darstellung und Gesang. Piotr Beczala ist als Lohengrin unübertroffen. Er holt mit seiner wunderbaren, geschmeidigen Stimme, welche nun wirklich alles kann, den gesamten Zauber der Partie – und noch mehr! – heraus. Er vermischt heldisches und lyrisch-sensibles perfekt miteinander und bildet zusammen mit dem auf der Bühne agierenden Andreas Homoki eine perfekte Einheit. Der regieführende Schauspieler Homoki versinkt vollständig in der Rolle und beschränkt sich dabei nicht nur auf die Bewegungen und Gänge sondern spricht den gesungenen Text stumm mit. Die Illusion ist perfekt – Homoki wäre mit einem Playback aus dem Off als Sänger glatt durchgegangen – kaum jemand hätte etwas gemerkt!

Ein grosser Opernabend mit viel Herzblut wird vom Publikum, das soeben ein Kapitel Zürcher Opernhausgeschichte miterlebt hat, frenetisch gefeiert!

Michael Hug

 

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