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ZÜRICH/ Opernhaus: LIEDERABEND ANNA STÉPHANY

Gediegene Liedkultur

25.09.2018 | Konzert/Liederabende

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Anna Stéphany. Copyright: Marco Borggreve)

Zürich: LIEDERABEND ANNA STÉPHANY – 24.9.2018

Gediegene Liedkultur   

Die etwa zeitgleich mit ihrem Tenor-Kollegen Mauro Peter dem Opernstudio des Opernhauses Zürich entstammende Mezzo-Sopranistin Anna Stéphany hat seitdem, wie ihr Kollege, eine beachtliche internationale Karriere hingelegt. Auch an ihrem ursprünglichen Stammhaus hat sie letzte Saison neben Juan Diego Florèz eine wunderbar berührende Charlotte in Massenets „Werther“ verkörpert und davor der renommierten Joyce DiDonato in Bellinis „Capuleti e Montecchi“ einen absolut überzeugenden Romeo nachgesungen. Man war also gespannt auf ihren ersten Liederabend hier am Opernhaus, zumal sie ein höchst anspruchsvolles und originelles Liedprogramm unter dem Titel „Nature’s Songbook“ angekündigt hatte.

Anna Stéphany, die nie eine Sängerin der grossen Geste war, begann verhalten, zurückhaltend und doch qualitätvoll mit einer schönen deutsch-romantischen Liedgruppe von Schumann und Brahms. Die deutsche Aussprache liess (fast) nichts zu wünschen übrig, aber für dieses Liedrepertoire fehlt Anna Stéphany zur Zeit wohl noch etwas der direkte Zugang zur Sprache, zu den Farben der Poesie und zur Identifikation. Das änderte sich sofort, als sie – selbst dem französisch-britischen Sprachraum entstammend – sich in den Valeurs der französischen Finessen eines Debussy wiederfand  – wunderschön die „Chansons de Bilitis“ – und dann in den humorigen Porträts der Tiere in Ravels „Histoires naturelles“ auch ihren feinen Humor einbringen konnte. Man bewunderte ihre klare Stimmführung, die sich in der Mittellage und Tiefe nicht verdickt, und die sauber intonierte und attackierte Höhe, die mit Leichtigkeit erreicht wird. Es war überhaupt ein besonders Vergnügen, einer Stimme zuzuhören, die jugendlich intakt ist und von keinem übermässigen Vibrato gestört wird. Sholto Kynoch war der Sängerin in allen Bereichen ein einfühlsamer Begleiter und zugleich ein Impulsgeber. Zudem sein perlender Anschlag gerade bei Debussy und Ravel, diese französisch-mediterrane Transparenz des Klanges, einfach grandios.

Wir hörten auch eher selten gesungene Lieder von Sibelius, wobei zwischen der Liedern Klaviersolo-Stücke des finnischen Nationalkomponisten erklangen, weiter dann Mélodies von Fauré, Bizet, Gounod und St-Saëns.

Den gediegenen Abend beschloss die Sängerin, nach einem englischen Volkslied, mit Cherubinos Cavatina „Voi che sapete“ – eine schöne Erinnerung an eine ihrer ersten Rollen am Opernhaus Zürich.

John H. Mueller

 

 

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