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ZÜRICH/ Opernhaus: LIEDERABEND ALEKSANDRA KURZAK/ ROBERTO ALAGNA – Eine Ansage und sechs Zugaben

16.05.2023 | Konzert/Liederabende

Liederabend Aleksandra Kurzak und Roberto Alagna • Opernhaus Zürich • 15.05.2023

Eine Ansage und sechs Zugaben

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Foto © https://www.opernhaus.ch/spielplan/liederabend/

Für den vorletzten Liederabend der Saison macht das Ehepaar Aleksandra Kurzak und Roberto Alagna mit seiner Tournee mit Duetten und Arien aus den Opern «Tosca», «Carmen», «Otello» und «Adriana Lecouvreur» im Opernhaus Zürich Station (am 5. Juni 2023 auch im Konzerthaus Wien). Der Abend hielt, was er versprach, letztlich sogar mehr.

Erster Programmpunkt war Puccinis «Tosca»: Das Duett «Mario, Mario» und die Arien «Recondita armonia» und «Vissi d’arte». Obwohl beide Solisten gleich mit vollem Einsatz ins Duett einsteigen, ist zu hören, dass sich vor allem Alagna, auch wenn er die Partie des Cavaradossi erst kürzlich gesungen hat und diesen Sommer in der Arena von Verona wieder singen wird, nicht wirklich wohl fühlt. Warum, wir der Zuhörer noch erfahren. Die Stimme strömt und die Höhen kommen, aber nicht so frei und souverän wie bei Kurzak. Auch bei «Recondita armonia» sucht Alagna den Halt des Flügels. Mit viel Willen und der Erfahrung einer fast vierzigjährigen Bühnenerfahrung gelingt ihm dennoch eine Interpretation, die für viele Fach-Kollegen die ganze Karriere über unerreichbar bleibt. Das «Vissi d’arte» gelingt Kurzak tadellos, entbehrt aber auf Grund der fehlende Szene und «Vorgeschichte» jener letzten Intensität, die sich nur im Zusammenspiel aller Komponenten entwickelt.

Bei Bizets «Carmen» fühlen sich beide Solisten hörbar wohler. Gerade Alagna zeigt mit «La fleur que tu m’avais jetée», wie sehr ihm das französische Fach liegt. «C’est des contrebandiers… Je dis, que rien ne m’épouvante» gelingt Kurzak mustergültig und mit berückenden Piani. Bei «Parle-moi de ma mère» drehen nun beide voll auf.

Marek Ruszczyński, der Pianist des Abends und als solcher souveräner Begleiter, spielte zwischen den Blöcken die Nocturne in Des-Dur op. 27 Nr. 2 und die Nocturne Es-Dur op.55 Nr. 2 seines Landsmann Frédéric Chopin.

Nach der Pause löst Kurzak das Rätsel der Unsicherheiten gleich selbst auf und sagt ihren Gatten und sich an. Beim hiesigen, nasskalten Wetter kein Wunder, dass er sich erkältet hat und sie kurz davorsteht. Das Duett «Già nella notte densa» aus Verdis «Otello» wir dann zum besten gemeinschaftlichen Beitrag des Abends. Alle Unsicherheiten und Einschränkungen scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Ein wunderbar gefühlvolles, innig vorgetragenes «Ave Maria» begeistert das Publikum hörbar. Otellos «Niun mi tema» geht Alagna mit elegant baritonal gefärbter Stimme an und gewinnt auf ganzer Linie.

Von der Begeisterung des Publikums getragen, gelingen «Ecco respiro appena» und «L’anima ho stanca» und das Duett «Mi basta il tuo perdono» aus Cileas «Adriana Lecouvreur» mit glühender Leidenschaft.

Und dann bestätigen Kurzak und Alagna des Zuhörers Vermutung, dass es «echte» und «strategische» Ansagen geben muss, mit sechs (!) Zugaben (darunter «Lippen schweigen», «La Spagnola», «‚A vucchella» und «Funiculì, Funiculà»). Dann hält es das Publikum nicht mehr in den Sesseln: Zu «Funiculì, Funiculà» soll mitgesungen werden und währen der eine oder andere Fuss mitwippt, hat der Intendant vor der Parketttür etwas mehr Platz.

Der Abend zeigt, was Erfahrung und Leidenschaft bewirken können. Gerne wieder!

Jan Krobot

Liederabend der Saison 2022/2023:

Sabine Devieilhe; Mathieu Pordoy, Klavier; Mo. 12. Jun 2023, 19.00.

 

Liederabende der Saison 2023/2024:

Simon Keenlyside; Malcom Martineau, Klavier; Do. 7. Dez. 2023, 19.30;

Javier Camarena; Rubén Fernández Aguirre, Klavier; Do. 18 Jan. 2024, 19.00;

Erwin Schrott; Giulio Zappa, Klavier; Do. 8 Feb. 2024, 19.30;

Rosa Feola; Iain Burnside, Klavier; Mo. 11. März 2024, 19.00;

Anita Rachvelishvili; Vincenzo Scalera, Klavier; Do. 4. Apr 2024, 19.00;

Piotr Beczała; Helmut Deutsch, Klavier; Mi. 5. Juni 2024, 19.00.

 

 

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