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ZÜRICH/ Opernhaus: LES CONTES D´HOFFMANN- Wiederaufnahme am 28.6 2025

29.06.2025 | Oper international

Jacques Offenbach: Les Contes d’Hoffmann • Opernhaus Zürich • Wiederaufnahme: 28.06.2025

(Premiere am 11.04.2021)

Erste Aufführung vor Publikum

Eine ausserordentlich werkdienliche Inszenierung, frei von jeglichen Ausflügen ins Regie-Theater

Die laufende Saison, die Abschieds-Saison von Intendant Andreas Homoki und angesichts der gezeigten Inszenierungen auch ein bisschen «Homoki-Festspiele», endet mit der Wiederaufnahme von «Les Contes d’Hoffmann», die hier nach der live gestreamten Premiere für das Publikum zum ersten Mal im Haus zu erleben ist. Und hier ist Homoki eine ausserordentlich werkdienliche Inszenierung, frei von jeglichen Ausflügen ins Regie-Theater, gelungen.

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Foto © Toni Suter

Mit nur wenigen, aussagekräftigen Versatzstücken und einer zurückhaltenden Bewegungschoreogra-phie lässt Andreas Homoki in dieser Inszenierung dem Zuschauer Raum für die eigene Phantasie. Im ersten wie fünften Akt befindet sich, als Zeichen von Hoffmanns Rausch, allein ein grosses Fass auf der Bühne (das auch in den Mittelakten bleibt). In den Mittelakten, vom Librettisten Jules Barbier jeweils als Rückblende gestaltet, gibt eine einem Kameraverschluss ähnliche, rautenförmige Öffnung den Blick auf die rautenförmige Spielfläche im Hintergrund frei (Bühnenbild: Wolfgang Gussmann). Hier gestaltet Homoki farbenfroh die Geschichten um die drei Liebesabenteuer: Antonia ganz in Pink und mit Sofa, Olympia in strahlendem Blau und mit Flügel und Giulietta in Rot-Grün mit Glas-Lüster (Kostüme: Wolfgang Gussmann, Susana Mendoza). Hier ist, kurz gesagt, Homokis beste Zürcher Inszenierung zu erleben.

Eine Aufführung von «Les Contes d’Hoffmann» bringt immer auch die Frage nach der Fassung und hier hat sich das Leading Team erfreulicherweise für eine auf der Kaye/Keck‐Fassung (2005) basierende «Fassung Opernhaus Zürich 2021» entschieden. Es wird gezeigt, was von Offenbach stammt, und weggelassen, was nicht von ihm stammt und später hinzugefügt wurde («Juwelen-Arie»).

Antonino Fogliani macht sich die Absage an übermässige Opulenz auch für sein Dirigat zu eigen, in dem ihm der ideale Ausgleich zwischen den Offenbachiaden und den lyrischen Tönen gelingt. Die Philharmonia Zürich ist an diesem Abend trotz der beginnenden Hitzewelle in grosser Form und überzeugt mit herrlich inspiriertem Spiel. Ein grosses Lob geht an die traumhaft schönen Hörner.

Der Chor der Oper Zürich (perfekt, einstudiert von Janko Kastelic) und die Mitglieder des Statistenverein am Opernhaus Zürich geniessen ihr Auftritte sichtlich.

Saimir Pirgu hat als Hoffmann einen grossen Abend. Er gestaltet die Rolle mit grösstmöglichem darstellerischem wie stimmlichem Einsatz, geht in die Vollen und gewinnt dabei. Ein einziger kleiner Moment im vierten Akt lässt erkennen, wie gross dieser Einsatz ist. Marina Viotti kann als La Muse / Nicklausse mit perfekt fokussierter, satter und runder Stimme auf ganzer Linie überzeugen. Katrina Galka gibt eine absolut höhensichere Olympia. Die Perfektion ihres körperlichen Einsatzes, um die Puppe darzustellen kann nur bewundert werden! Adriana Gonzalez gibt mit gut fokussiertem, rundem Sopran die Antonia so, wie man sich eine Opernsängerin (klischeehaft) vorstellt. Lauren Fagan überzeugt als verführerische Giulietta. Maria Stella Maurizi ergänzt als Stella das Trio der Frauenrollen. Andrew Foster-Williams gibt den Lindorf / Coppélius / Le docteur Miracle / Le capitaine Dapertutto mit dezenter, bestens zum Regie-Konzept passender Dämonie. Die Stimme ist perfekt geführt und begeistert mit wunderbar baritonalen Farben. Nathan Haller überzeugt mit guter Bühnenpräsenz als Andrès / Cochenille / Frantz / Pitichinaccio. Valeriy Murga als Maître Luther, Steffan Lloyd Owen als Hermann, Christopher Willoughby als Nathanaël, Maximilian Lawrie als Wolfram, Lobel Barun als Wilhelm / Le Capitaine des Sbires, Daniel Norman als Spalanzani, Stanislav Vorobyov als Crespel, Judith Schmid als La Voix de la tombe und Samson Setu als Peter Schlémil.

Eine hervorragend besetzte, ausserordentlich werkdienliche Inszenierung, frei von jeglichen Ausflügen ins Regie-Theater!

Weitere Aufführungen:

Di. 01. Juli 2025, 19.30; Fr. 04. Juli 2025, 19.00; Mi. 09. Juli 2025, 19.00; Sa. 12. Juli 2025, 19.00.

 

29.06.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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