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ZÜRICH/ Opernhaus: LES CONTES D’HOFFMANN (4. und 5. Vorstellung) – auch als Live-Stream zu sehen

13.07.2025 | Oper international

Jacques Offenbach: Les Contes d’Hoffmann • Opernhaus Zürich • Vorstellungen: 09. und 12.07.2025

(4. und 5. Vorstellung • Wiederaufnahme am 28.06.2025 • Premiere am 11.04.2021)

Live-Stream vom 12.07.2025 verfügbar bis 12.01.2026, 12.00

Ein Charakteristikum guter Inszenierungen ist, dass sie sich weitestgehend selbst erklären und trotzdem der persönlichen Handschrift des Regisseurs, hier den deutlichen «Pinselstrichen» und kräftigen Farben (Bühnenbild: Wolfgang Gussmann; Kostüme: Wolfgang Gussmann, Susana Mendoza), Platz lassen. So gibt es von Andreas Homokis Inszenierung nichts Neues zu berichten.

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Foto © Toni Suter

Mit ideal austarierten, eher raschen Tempi und wohl dosierter Lautstärke trägt Antonino Fogliani die Solisten durch den Abend. Die Philharmonia Zürich glänzt in den Tutti-Passagen wie den Momenten mit solistischen Stellen. Der Chor der Oper Zürich (Choreinstudierung: Janko Kastelic) glänzt, vor allem im fünften Akt, aber nicht nur dort, mit sattem, wunderbar homogenem Klang und vorbildlicher Textverständlichkeit.

Saimir Pirgu, der schon bei der wegen Corona nur gestreamten Premiere dabei war, gibt an diesem Abend als Hoffmann alles. Darstellerisch geht er völlig in der Rolle auf, verkörpert sie hinein bis in die letzte Phase. Besser kann man das nicht spielen. Stimmlich gehen die Pferde mit ihm durch und so verändert sich in der gestreamten Vorstellung die Stimme im 4. und 5. Akt, klingt weniger «schön» und in einigen wenigen Phrasen schimmert eine leichte Ermüdung durch. Marina Viotti begeistert das Publikum im Haus wie auf dem Sechseläutenplatz als La Muse/Nicklausse. Die Stimme ist tadellos geführt, strömt frei und in allen Lagen gut verbunden. Andrew Foster‐Williams, auch er schon bei der Premiere dabei, gibt den Lindorf/Coppélius/Le docteur Miracle/Le capitaine Dapertutto mit klar geführtem Bassbariton und tadelloser Textverständlichkeit, aber sehr diskreter Diabolik. Einen persönlichen Triumph mit atemberaubendem Spiel und perfekt fokussiertem Tenor feiert Nathan Haller als Andrès/Cochenille/Frantz/Pitichinaccio. Mit leichtem Metall und strahlendem Glanz strömt die Stimme wunderbar frei und überzeugt mit eindrucksvollen Höhen. Valeriy Murga bewirtet als Maître Luther mit prächtiger Stimme die Studenten (von denen ein Teil, vermutlich vom Kostümbild so nicht beabsichtigt, die Farben einer Zürcher Corporation tragen). Christopher Willoughby als Nathanaël, Steffan Lloyd Owen als Hermann, Lobel Barun als Wilhelm/Le Capitaine des Sbires und Maximilian Lawrie als Wolfram bilden ein stimmlich prächtiges Studenten-Quartett. Katrina Galka gibt die Olympia mit grosser Koloratursicherheit und guten Höhen. Schlicht bewundernswert ist die szenische Umsetzung ihrer Partie als Puppe. Adriana Gonzalez gibt die Antonia gut fokussiertem Sopran und schafft in ihrer szenischen Darstellung die engste Verbindung der drei Geliebten mit der Figur der Stella aus der Rahmenhandlung. Lauren Fagan gibt eine verführerische Giulietta: sie weiss mit den Männern umzugehen. Maria Stella Maurizi gibt als Stella einen kurzen, aber umso beeindruckenderen Auftritt mit grossartiger Bühnenpräsenz. Ihr raumgreifender Sopran ist perfekt fokussiert, weist ein gutes Fundament auf und überzeugt mit perfekter Textverständlichkeit. Daniel Norman als Spalanzani, Stanislav Vorobyov als Crespel, Judith Schmid als La Voix de la tombe und Samson Setu als Peter Schlémil ergänzen das formidable Ensemble.

Keine weiteren Aufführung in den Spielzeiten 2024/2025 und 2025/2026.

Live-Stream vom 12.07.2025 verfügbar bis 12.01.2026, 12.00: https://operavision.eu/fr/performance/les-contes-dhoffmann0

13.07.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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